Multimedia-Funktionen locken das Geld heraus Beim PC-Kauf knausert die private Kundschaft nicht mehr

14.04.1995

MUENCHEN (CW) - Die 1994 in Europa ausgelieferten PCs gingen in den meisten Laendern (mit Ausnahme von Frankreich) zu mindestens 50 Prozent in den Small-Office-Home-Office-(Soho-)Markt, schaetzen die Analysten der IDC. Nun legten die Marktbeobachter der englischen Inteco eine detaillierte Untersuchung ueber das PC-Kaufverhalten der Privathaushalte vor.

Gute Nachrichten fuer alle PC-Hersteller, die ihr Augenmerk auf die Privatkunden legen: Diese Kaeufergruppe ist nach Angaben des Marktforschungsinstituts Inteco bereit, kuenftig mehr Geld fuer PCs auszugeben. Damit sei der Trend der vergangenen Jahre - sinkende durchschnittliche Ausgaben fuer Rechner - 1994 erstmals durchbrochen worden, stellten die Analysten fest.

In Deutschland gab jeder Kaeufer 1994 im Mittel 3800 Mark fuer seine PC-Ausruestung aus, ein Viertel davon fuer Software. Gegenueber 1993 bedeutet das einen Anstieg von 23 Prozent. Als Grund fuer die Spendierfreudigkeit nennt Inteco den Trend zum Multimedia-PC, der in der Regel mit entsprechender Hardware wie CD-ROM-Laufwerk und Lautsprecher sowie zahlreichen Softwarepaketen ausgestattet wird.

Die im November und Dezember 1994 durchgefuehrte Befragung von 23000 Haushalten in Deutschland, Frankreich und Grossbritannien erbrachte ausserdem, dass der 486-PC bei den Privatkunden weiterhin am beliebtesten ist. Das Interesse an Power-PC-Rechnern ist insgesamt bisher sehr gering. Am staerksten faellt es noch in Frankreich aus, wo sich fuenf Prozent der Haushalte entsprechend aeusserten. In Grossbritannien und Deutschland waren es nur zwei Prozent.

Apple, Compaq und IBM sind die Marken, die sich am besten verkaufen. In Frankreich wollen 58 Prozent der Kaufwilligen einen Rechner dieser Firmen erwerben. Nicht so stark ausgepraegt ist die Vorliebe der Briten und Deutschen fuer diese drei Hersteller: Nur 39 Prozent der befragten Inselbewohner und lediglich 25 Prozent der deutschen Auskunftgeber beabsichtigen, deren Geraete zu erwerben.

Trotz der neuartigen Multimedia-Anwendungen verbringen die privaten Anwender - ausser in Frankreich - nicht mehr Zeit vor dem PC als zuvor. Weiterhin durchschnittlich zehn bis zwoelf Stunden wird pro Woche vor dem Bildschirm gesessen und das, obwohl sich die Zahl der Familienmitglieder, die den PC nutzen, innerhalb der vergangenen zwoelf Monate deutlich erhoeht hat und die Untersuchung auch Anwender einschliesst, die zu Hause arbeiten.

Kaum verwundern wird daher die Erkenntnis, dass in der Kaeufergunst nicht kommerzielle Anwendungen Prioritaet haben, sondern Spiele fuer Kinder oder Software zur Aus- und Weiterbildung. Auch weicht die tatsaechliche Nutzung des Rechners deutlich von der urspruenglich geplanten ab. So dachte vor dem Kauf keiner der Befragten daran, den Computer als Spielgeraet zu verwenden, tatsaechlich mussten aber elf Prozent eingestehen, dies zu tun.