Jedes zweite Unternehmen setzt Lernprogramme ein

Multimedia: Eher eine Sache für Azubis als für Manager

06.12.1996

So lautet ein Zwischenfazit der aim-Langzeitstudie unter Verantwortlichen für betriebliche Weiterbildung. Bereits seit 1989 untersuchen die Computer-Based-Training-Spezialisten von der Isar die Erwartungen und Erfahrungen von Anwendern.

Die aktuelle aim-Umfrage unter 449 deutschen Unternehmen wurde in Abstimmung mit dem Salzburger Institut für Kommunikations-Planung (IKP) veranstaltet, das 141 österreichische Firmen zu diesem Themenkomplex befragt hat. aim und IKP fühlten den Anwendern auf den Zahn und wollten wissen, wie es um ihren Kenntnisstand bezüglich Multimedia bestellt ist, welche Anwendungen sie einsetzen und wie sie die Zukunftschancen dieser Technologie bewerten.

Während Multimedia in Deutschland immer häufiger zur Weiterbildung verwendet wird, dominiert in Österreich der Anwendungsbereich Produktwerbung. Darüber hinaus fällt die Internet-Nutzung in beiden Ländern überraschend hoch aus. Laut Thomas Ripkens, bei aim für die Studie verantwortlich, verbinden heute die meisten Anwender mit dem Begriff Multimedia eine Kombination aus PC und CD-ROM.

Stark im Kommen seien die Bereiche Online und Internet sowie das digitale Fernsehen. Während in Deutschland bereits rund 80 Prozent der Befragten eine Multimedia-Anwendung gesehen haben, sind dies in Österreich sogar 91 Prozent. Heute kommen etwa 65 Prozent der deutschen und österreichischen Anwender mit Multimedia in ihren Betrieben in Berührung, was gegenüber dem Wert von vor vier Jahren eine Verdopplung der Nennungen bedeutet.

Jedes zweite deutsche Unternehmen setzt interaktive Lernprogramme ein, in Österreich liegt die Quote bei 35 Prozent. Daß Multimedia der betrieblichen Weiterbildung förderlich sei, meinen inzwischen zwei von drei Entscheidern in beiden Ländern. Vor allem Lernerfolge und Motivation ließen sich deutlich steigern. Skepsis herrscht dagegen in bezug auf die Kosten. Lediglich ein Drittel der deutschen und nur rund 20 Prozent der österreichischen Unternehmen rechnen mit Einsparungen durch den Einsatz multimedialer Lernprogramme.

Auf ein interessantes Detail verweist dabei Axel Ebert vom IKP: "Jene Unternehmen, die Multimedia bereits einsetzen, sind vom Kostenvorteil überzeugter als jene, die Multimedia nicht verwenden." Das bedeutet, die ersten Erfahrungen waren positiv und wirkten nicht abschreckend.

Als deutliches Zeichen für den Einzug der Mediendiskussion in die Chefetagen wertet Ripkens, daß bereits 52 Prozent der befragten Führungskräfte Multimedia uneingeschränkt für eine wichtige Zielgruppe halten. Dies spreche für eine qualitative Verbesserung des Angebotes. Schließlich hält die Studie fest: Multimedia in der Weiterbildung ist eine Angelegenheit für die Auszubildenden, Führungskräfte hingegen sind vom interaktiven Training noch nicht zu begeistern. 80 Prozent der deutschen und 70 Prozent der österreichischen Befragten favorisieren als Zielgruppe die Auszubildenden.

Der Studie zufolge sind DV sowie technische und betriebswirtschaftliche Inhalte als die wichtigsten Themen für interaktive Programme anzusehen. Überraschend ist der Anstieg im Bereich Kommunikations- und Management-Training: In Deutschland und Österreich plädieren rund 55 Prozent der Befragten für solche Anwendungen.

Im Hinblick auf die Investitionsbereitschaft der Unternehmen scheint sich Multimedia inzwischen etabliert zu haben: Während bereits über 40 Prozent der Unternehmen mit Multimedia arbeiten, plant ein ebenso großer Teil den Einsatz entsprechender Produkte. Keine Investitionsbereitschaft zeigen mittlerweile nur noch 2,7 Prozent der deutschen und fünf Prozent der österreichischen Unternehmen. Überraschenderweise steigt die Neigung zum Geldausgeben nicht mit der Größe des Unternehmens. Vor allem kleinere Firmen scheinen der technologischen Innovation Multimedia gegenüber aufgeschlossen zu sein.

Daß kein Weg an Multimedia vorbeiführt, ist inzwischen unbestritten. 72 Prozent der deutschen und 67 Prozent der österreichischen Firmen stimmen dieser These uneingeschränkt zu.