München und Wien auf Linux-Kurs

27.07.2005
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Wolfgang Herrmann war Editorial Manager CIO Magazin bei IDG Business Media. Zuvor war er unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO und Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.

In Wien sind die 4800 für eine rasche Linux-Migration identifizierten PCs gar nicht vom Problem der Fachverfahren betroffen, sagt Gillich. Bereits seit dem Jahr 2000 beschaffe oder entwickle die Stadt ausschließlich Fachanwendungen, die auch unter Linux laufen. Ältere Applikationen blieben unverändert, auf sie könnten die Bediensteten wie bisher über Windows-Clients zugreifen. Die Anbindung an die SAP-Welt macht aber auch ihm zu schaffen. So decke das Java GUI nicht alle benötigten Funktionen ab. Für den Zugriff auf das Modul Business Warehouse beispielsweise verlange SAP zwingend Microsoft Excel.

Weitgehend einig sind sich Hoegner und Gillich, wenn es um die Gründe für ihr Linux-Engagement geht. "Wir wollen die Abhängigkeit von marktbeherrschenden Unternehmen verringern", sagt der Münchner IT-Chef. Wichtig sei auch die Möglichkeit, den Quellcode der eingesetzten Software einzusehen und bei Bedarf zu verändern. Eine weitere Gemeinsamkeit der IT-Großprojekte liegt in der gewählten Linux-Variante. Beide Städte entschieden sich für die Debian/GNU-Distribution als Basis für ihre Plattform. Die etablierten kommerziellen Linux-Distributoren Novell/Suse und Red Hat hatten das Nachsehen.

Nicht zuletzt versprechen sich sowohl München als auch Wien Kostenvorteile. Doch auch hier gibt es Unterschiede: Hoegner etwa sieht in der Linux-Migration lediglich ein "langfristiges Einsparpotenzial". Gillich dagegen erwartet von der Wienux-Lösung mit Open Office Einsparungen von 93 Euro pro Jahr und PC, die Variante mit Open Office unter Windows würde 62 Euro pro Rechner sparen. Gemessen an den Gesamtkosten pro Arbeitsplatz mache dies jedoch nur einen geringen Teil aus.

Unterm Strich sind Wienux und Limux ein ungleiches Paar. Wien könne sein Linux-Engagement jederzeit zu relativ geringen Kosten beenden, argumentiert Gillich. München dagegen habe "alles auf eine Karte gesetzt." Das Projekt sei zum Erfolg verdammt: "Wir beneiden die Kollegen nicht."