Mülltrennung am Mail-Server

27.03.2003
Von 
Vice President Software & SaaS Markets PAC Germany

Bisher waren Filterwerkzeuge beziehungsweise Dienste zur Spam-Abwehr die Domäne von Spezialisten wie etwa dem kalifornischen Unternehmen Brightmail. Die Firma sammelt über ein weltweites Netz von Agenten („Probe Network“) unerwünschte Mails, analysiert sie und leitet daraus Filterregeln ab. Die Spam-Blocker der Brightmail-Kunden werden mit diesen Regeln gefüttert. Doch nun springen vermehrt Anbieter von Sicherheitslösungen auf den Zug auf. Zum Beispiel hat Network Associates (NAI) den auf Spam-Blocking spezialisierten Hersteller Deersoft übernommen. Das Unternehmen offeriert jetzt einen „Spamkiller“ als Ergänzung zu den Antivirenprodukten der „Groupshield“-Reihe für Mail-Server.

Unter die Spam-Jäger ist auch Netiq gegangen. Der Anbieter von Management-Tools für Server-Software und Web-Analyse-Tools hat hierzu den Anti-Spam-Experten Marshal Software gekauft. Zu den deutschen Anbietern zählen unter anderen der E-Mail-Sicherheitsexperte Group Technologies sowie Cobion und Webwasher, die beide Produkte zur Kontrolle der Internet-Nutzung in Unternehmen anbieten.

Filter im E-Mail-Programm

Auch die E-Mail-Softwarehersteller nehmen sich des Themas an. Beispielsweise versah die IBM-Tochter Lotus den Messaging-Server „Domino 6“ mit Mechanismen zur Spam-Abwehr. Mail-Clients wie „Lotus Notes“ und „Outlook“ von Microsoft sollen ebenfalls solche Features bekommen. Und die norwegische Firma Opera Software, Hersteller des gleichnamigen Browsers, stattete den neuen E-Mail-Client „M2“ mit einem Spam-Filter aus.

Eine weit verbreitete Methode zum Blocken von Spam basiert auf DNS-Blacklists. Das sind Listen mit Domain-Name- sowie IP-Adressen von E-Mail-Servern, die als Spam-Quelle berüchtigt sind. Teilweise landen dort aber auch die Rechner von Firmen, deren ungeschützte Mail-Systeme zum Verbreiten von Spam missbraucht werden. Die ständig aktualisierten Blacklists lassen sich in die Spam-Filterprogramme laden. Zu den Betreibern solcher Listen zählen beispielsweise Spamhaus.org, Mail-abuse.org und Ordb.org.

Doch die Wirksamkeit der Listen ist begrenzt: Findige Spammer meiden Server, die auf Blacklists auftauchen. Aus diesen Gründen analysieren Spam-Abwehrwerkzeuge eingehende E-Mails zusätzlich anhand typischer Formulierungen und Absenderadressen, um dubiose Nachrichten ausfindig zu machen. Dabei reicht es nicht aus, nur nach Worten wie „Sex“ oder „Lotterie“ zu suchen, denn die Spam-Erzeuger verstehen es, harmlose Filter auszutricksen. Außerdem droht bei einer zu oberflächlichen Begutachtung die Gefahr, dass erwünschte Botschaften versehentlich gelöscht werden.