Codeweavers bringt Crossover-Emulator

MS Office und Notes können auf Linux laufen

12.04.2002
MÜNCHEN (CW) - Codeweavers Inc. hat mit "Crossover Office 1.0.0" eine Software vorgestellt, mit der Microsofts Office-Programme und Lotus Notes auf Linux laufen können, ohne Windows zu benötigen.

Crossover Office ist eine Weiterentwicklung des Windows-Emulators "Wine" aus der Open-Source-Community (siehe CW 1/02, Seite 20). Nach Angaben des Herstellers können damit Word, Excel, Powerpoint und Outlook in den Versionen 97 oder 2000 sowie Lotus Notes, Version 5, auf Linux laufen. Eine Windows-Version ist nicht nötig, aber für die Anwendungen müssen Lizenzen vorhanden sein. Der Emulator wird in die Linux-Benutzeroberflächen KDE oder Gnome integriert, die Bedienung der Büroprogramme geschieht wie unter Windows, einschließlich des Datenaustauschs über die Zwischenablage.

Der Windows-Ersatz ist in deutschsprachiger Version erhältlich. Codeweavers hat ihn getestet mit den Linux-Distributionen Suse 7.2 und 7.3, Red Hat 6.2 und 7.2, Caldera Open Linux Workstation 3.1.1, Mandrake 8.0 bis 8.2 sowie diversen neueren Ausführungen von Debian. Bei anderen Linux-Varianten sind glibc ab Version 2.1 und X11R6 ab Release 3.3 Voraussetzung. Hardwareseitig wird ein Intel-basierender PC ab 200 Megahertz mit 2 MB exklusiv freiem RAM und 16 MB Festplattenkapazität verlangt.

Crossover Office ist kein Open-Source-Programm, lediglich der aus dem Wine-Projekt stammende Code ist offen. Codeweavers (www.codeweavers.com) verlangt pro Arbeitsplatz eine einmalige Lizenzgebühr von 55 Dollar. Für Großanwender, Behörden und Bildungseinrichtungen will das Unternehmen Rabatte in ungenannter Höhe einräumen.

Zieht Microsoft vor Gericht?Die jetzt vorgelegte Version ist Teil eines umfangreicheren Programms von Codeweavers, Linux-fremde Anwendungen Nutzern des alternativen Betriebssystems zugänglich zu machen. Das Unternehmen hat bereits "Crossover Plug-in 1.1" vorgelegt, das Linux-Desktops Zugang zu Web-Content mit "Quicktime", "Shockwave" und Microsofts "Media Player" gibt. Crossover Office soll in einigen Monaten auch Office-XP-Anwendungen unterstützen. Codeweavers arbeitet an einem "Crossover Server", über den noch keine Details bekannt sind.

Nach Darstellung des britischen Nachrichtendienstes "Linuxgram" zieht Codeweavers-Gründer und -President Jeremy White die Möglichkeit in Betracht, Microsoft könne sein Unternehmen mit einer Klage wegen Urheberrechtsverletzung überziehen. Codeweavers wäre finanziell kaum in der Lage, ein Gerichtsverfahren durchzustehen - es sei denn, Microsoft-Gegner wie Sun oder Oracle würden zur Hilfe kommen. (ls)