US-Analyst sieht dritte Kraft zwischen IBM und DEC:

MS-DOS schlüpft bei Unix unter

05.06.1987

MÜNCHEN (CW) - Aus zwei Standards soll ein neuer werden: DOS unter Unix. So jedenfalls sehen es die Hersteller, die mit ihren "Doppelstandard" - Maschinen nunmehr verstärkt auf die Nachfrage kleiner und mittlerer Anwender reagieren.

Verwirklicht ist dieses Rechnerkonzept unter anderen in dem kürzlich vorgestellten System "XL 316" von Prime Computer. Auch Texas Instruments (T0 geht mit seiner Serie 1000 in diese Richtung: Die Produktfamilie läuft unter dem TI-eigenen Unix-Derivat; DOS-Workstations können daran angeschlossen werden.

Nach Angaben von Lutz Liefeldt, Marketingmanager für den Bereich Datensysteme bei der deutschen Texas Instruments GmbH in Freising, kommt diese Rechnerserie den Ansprüchen vieler Anwender entgegen: Mit Hilfe einer aufgepfropften Unix-Maschine soll aus einer mehr oder weniger heterogenen Ansammlung von Stand-alone-PCs ein einheitliches Mehrplatzsystem werden. Für PCs verschiedener Hersteller sei allerdings meist eine vorherige Verbindung in Form von LANs nötig.

Zwei Aspekte der "DOS-unter-Unix" - Strategie sind nach Meinung des TI-Managers für den User besonders attraktiv: Die Investitionen in Form von DOS-Anwendungsprogrammen bleiben sinnvoll; und die Endanwender brauchen nicht umzulernen.

Richard Mikita vom US-Marktforscher International Data Corp. aus Framingham, Massachusetts, räumt den "Doppelstandard" - Mikros jetzt schon einen festen Platz auf dem DV-Markt ein: "Diese Rechnerklasse wird wahrscheinlich die dritte Kraft in einer ansonsten von den. Branchenriesen IBM und DEC dominierten Welt. Aus seiner Sicht werden damit viele Benutzer in die Unix-Welt einbezogen, ohne es eigentlich zu merken.

Die Rolle des Trendsetters schreibt Mikita dabei Prime' s "EXL 316" zu; neben TI sei jetzt aber auch Altos am Ball. Andere Produzenten, insbesondere Wang und Data General, müssen nach Ansicht des US-Analysten über kurz oder lang mitziehen, wenn sie auf dem Multiusing-Markt konkurrenzfähig bleiben wollen.