MS-Datenbank mit SAP-Software im Pilotstadium Die Sybase-Datenbank wird R/3 vorerst nicht unterstuetzen

22.12.1995

MUENCHEN (ua) - Waehrend sich die Konkurrenz am R/3-Support eine goldene Nase verdient, wird die Datenbank von "System 11" der Sybase Inc. die Standardsoftware von SAP auf absehbare Zeit nicht unterstuetzen. Derweil laeuft R/3 in Pilotinstallationen auf der bis zur Version 5.x baugleichen MS-Datenbank SQL Server.

Der Datenbankhersteller wuerde durchaus gerne sofort am R/3- Geschaeft partizipieren, wie Juergen Rosenhagen, Product Marketing Manager der Sybase GmbH zugestand, doch gebe es ein grundsaetzliches technisches Problem. Waehrend das R/3-System das Row level locking, eine Multiuser-Zugriffssperre auf Datensatzebene, verlangt, unterstuetzt die Sybase-Datenbank ein Page beziehungsweise Block level locking, bei dem die Datensaetze einer Seite auf einmal blockiert werden koennen. Diese Art des Datenzugangs favorisiert etwa der Standardsoftware-Hersteller Peoplesoft. Sybase hat die Unterstuetzung beider Mechanismen ab Ende 1996 angekuendigt.

Doch handelt es sich bei dem Problem mit unterschiedlichen Sperrmechanismen offenbar nur um eines von insgesamt zehn. Sie wurden von SAP und Sybase gemeinsam in einer Liste festgehalten, nachdem festgestellt wurde, dass die Kombination aus R/3 und System 10 nicht hinreichend leistungsfaehig war.

Derweil befindet sich R/3 auf dem SQL Server von Microsoft, der eigentlich von Sybase stammt, in der Pilotphase. Zufriedene Kunden in Deutschland und USA haetten das Datenbanksystem Version 6.0 unter Windows NT im Testeinsatz, berichtet die SAP.

Wie MS-Produktmanager Thomas Appel von der Niederlassung in Ismaning erlaeutert, habe Microsoft den Locking-Mechanismus ueberarbeitet. Zwar werde noch immer lediglich der im Prinzip schnellere Page-Level-Sperrmechanismus unterstuetzt, doch sei es nun fuer jede einzelne Transaktion moeglich zu entschieden, ob pessimistisch oder optimistisch blockiert werden soll. Bespielsweise lasse das "optimistic Locking" auch ein sogenanntes "dirty read" zu, das Lesen eines Datensatzes, den ein anderer bereits bearbeitet.

Die CW-Schwesterpublikation "Inforworld", die die MS-Datenbank genauer in Augenschein nahm, berichtet allerdings von OLTP- Schwaechen. Es habe beim Single-Commit-OLTP raetselhafte Leistungsschwaechen in Form von Deadlocks und Zugriffskonflikten gegeben. In der entsprechenden Testsituation sei die CPU- Auslastung geringer gewesen, weil jeder Client einige Ressourcen sperrte und andere Clients vom Beenden der Transaktion abhielt.