Multiprozessor-Unix könnte Compaq auf die Beine helfen

MPX von SCO als Nothelfer für die System-Pro-Vermarktung

13.07.1990

SANTA CRUZ (IDG) - Ohne verfügbares Betriebssystem, das mehrere CPUs unterstützt, stagnierten bei Compaq bislang die Verkäufe für ihren im vergangenen Herbst vorgestellten Mehrprozessor-PC "Systempro". Mit "MPX" soll das nun anders werden.

Nach Angaben des US-amerikanischen Marktforschungs-Unternehmens Workgroup Technologies Inc. aus Hampton, New Hampshire, hat der PC-Hersteller aus Houston, Texas, bis Mai 1990 weltweit lediglich 1572 Geräte dieses Typs verkauft. "Damit liegen die Verkäufe nach unserer Meinung 50 Prozent unter dem von Compaq erwarteten Ergebnis", meinte John Dunkle, Vice-President des Analyseunternehmens. Die schleppenden Verkäufe sind nach Ansicht vieler Branchenkenner teilweise dadurch bedingt, daß Betriebssysteme, die mehrere CPUs bedienen und so die Möglichkeiten der Mehrprozessor-Hardware erst nutzen können, noch nicht zur Verfügung stehen.

Sowohl Version 2.0 von OS/2 als auch Novells Netware/386-Version 3.2 sind bis dato nicht auf dem Markt. Auch MPX, das in Zusammenarbeit von Corollary Inc. und SCO entwickelte Betriebssystem mit Mehrprozessor-Unterstützung ist noch nicht verfügbar.

Daß MPX nun verfügbar ist, könnte Compaq einen wesentlichen Wettbewerbsvorteil vor allem vor AT&T verschaffen. Der Unix-Entwickler hatte auf der Frühjahrs-Comdex selbst einen Mehrprozessor-Server vorgestellt. Allerdings soll die diese Hardware unterstützende Unix-System-V-Version 4.0.3 nicht vor dem vierten Quartal 1990 fertiggestellt sein. Trifft dies zu, hätte Compaq ein halbes Jahr Vorsprung, seinem Systempro zu vermarkten. Das symmetrische und eng gekoppelte MPX, welches etwa 900 Dollar kosten soll, dient SCO auch als Mehrprozessor-Erweiterung für die grafische Benutzerschnittstelle "Open Desktop" auf Basis der Intelprozessoren 386 und 486.