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Motorola wartet auf Milliarden aus der Türkei

05.04.2004

Über vier Milliarden Dollar hat Motorola in der Türkei durch Geschäfte mit einer windigen Firma verloren. Jetzt versucht der Handy-Anbieter, wenigstens einen winzigen Teil hiervon wieder einzutreiben.

Wie die "Financial Times Deutschland" schreibt, hatten Motorola und Nokia dem Betreiber des türkischen Mobilfunkunternehmens Telsim Geld für den Aufbau eines flächendeckenden Mobilfunknetzes in der Türkei geliehen. Dieses Geld haben beide Unternehmen allerdings nie wieder gesehen. Hinter Telsim steckt der mittlerweile offensichtliche bankrotte Familien-Clan der Uzans. Diese werden unter anderem von Motorola beschuldigt, das Geld veruntreut und in die eigenen Kassen umgeleitet zu haben.

Der Uzan-Clan war eine Zeitlang eine große Nummer in der Türkei und unterhielt Zeitungen, TV-Sender, Profi-Fußballclubs, Banken und Baufirmen, schreibt die "FTD". Bereits im vergangenen Jahr habe ein amerikanisches Gericht geurteilt, dass die Uzans unter anderem das Motorola-Geld für ihren eigenen aufwändigen Lebensstil verbraucht hätten. Die Richter sprachen dem Konzern Ansprüche an die Türken von insgesamt rund 4,3 Milliarden Dollar zu.

Das wenigste hiervon wird Motorola wieder bekommen. Die türkische Regierung hatte - nachdem Familienmitglieder sich auf die Flucht begaben - Ende 2003 alle 219 zum Firmenverbund der Uzans zählenden Unternehmen konfisziert und Vermögenswerte eingezogen. Der türkische Staat selbst scheint nach den Recherchen der "FTD" mit sechs Milliarden Dollar zu den Gläubigern der Uzans zu gehören. Damit ist er nicht allein: Neben Motorola und Nokia scheint es noch weitere Unternehmen zu geben, die Forderungen an die kriminelle Firma haben.

Insgesamt schulden die Uzans Motorola und Nokia rund drei Milliarden Dollar. Zu dieser Schuld summiert sich allerdings noch ein Strafzuschlag, dessentwegen sich die Gesamtschuld der Uzans an Motorola allein auf rund 4,3 Milliarden Dollar beläuft. (jm)