MENLO PARK (CW) - Am 18. April will Motorola den neuen Mikroprozessor 88000 der Öffentlichkeit in New York und London vorstellen. Nach Angaben von Motorola handelt es sich bei dem Risc-Chip um den leistungsfähigsten Mikroprozessor, den es je gab. Zusammen mit dem Baustein will Motorola auch den funktionierenden Prototyp eines ersten 88000er Systems präsentieren.
Nach Angaben von Roger Ross, Manager bei Motorolas Advanced Microprocessor Operations in Austin, Texas, verfügt der neue Chip über eine Harvard-Architektur. Sie bietet getrennte Caches für Daten und Befehle auf dem Weg zur CPU. Damit kann die Architektur durch mehrere Caches aufgestockt werden, um die Geschwindigkeit zu steigern.
Zum 88000 gehören zwei Cache-Chips, die mit Four-Way-Set-Associativity ausgestattet sind. Damit werden Multiprocessing und Task-Wechsel erleichtert.
Jeder der beiden VLSI-Cache-Chips enthält mehr als 750000 Transistoren, also beträchtlich mehr als die gesamte 80386 CPU von Intel. Die ersten Versionen des Chip-Sets werden eine Leistung von 34000 Dhrystones bringen. Nach Ross' Angaben ist das die dreifache Geschwindigkeit eines 80386 bei der gleichen Taktrate (20 Megahertz). Bei Fließkommaoperationen wird die 88000 etwa 25 bis 30 mal schneller sein als der mathematische Coprozessor 80387 von Intel.
Die erste Version des 88000 wird sich speziell zum Aufbau von Multiprozessorsystemen eignen, einem Bereich, der bisher den Designern immer wieder Probleme bereitet hatte. Ein Vier-Prozessor-System mit dem 88000 sei nach Ross' Worten extrem einfach zu entwickeln. Er sagte voraus, daß in absehbarer Zeit noch mehr Prozessoren miteinander verbunden werden könnten. Dies werde den Anwendern eine bisher für unmöglich gehaltene Rechenleistung bieten.
Der Prototyp eines 88000er Systems wird nur gezeigt, um zu beweisen, daß das Chip-Set auch funktioniert, und um einige Benchmarks vorzuführen. In Serie soll dieses Gerät nicht gehen. Ausgewählte Hersteller - auch deutsche - haben von Motorola Muster des 88000 erhalten, um auf seiner Basis Anwendungen zu entwickeln. Tektronix hat bereits angekündigt, Systeme auf der Basis des jüngsten Motorola Sprößlings zu entwickeln. Ein Preis für den Chip-Set steht noch nicht fest.