Mit 88000-Prozessoren gegen die Sparc-Architektur von Sun:

Motorola schneidet Risc-Kuchen an

22.04.1988

LONDON (CW) - Gegen die Risc-Architektur "Sparc" der Sun Microsystems tritt jetzt Motorola an: Die neue Mikroprozessor-Serie 88000 soll den Einstieg in den wachsenden Risc-Markt ermöglichen. Dabei setzt Motorola auf Unix. Das Unternehmen schloß jetzt mit AT&T ein Abkommen über eine spezielle 88000-Version von Unix V.4.

Die Risc-Serie 88000 besteht derzeit aus zwei Bausteinen. Der CPU-Prozessor 88100 vereint erstmals Integer- und Fließkomma-Operationen auf einem Risc-Chip. Die jetzt vorgestellte Version erreicht bei einer Taktfrequenz von 20 Megahertz 14 bis 17 Mips. Der zweite Baustein (88200) enthält sowohl einen Cache-Speicher als auch eine Cache Memory-Management-Unit. Je zwei 88200 sollen den 88100 gleichzeitig mit Daten und Befehlsfolgen versorgen.

Die ersten Systeme auf Basis des 88000 werden für Ende dieses Jahres erwartet. Dann sollen auch die Chips in größeren Zahlen lieferbar sein. Die Tektronix Inc. kündigte am Rande der Präsentation an, sie werde noch in diesem Jahr ihre Workstation-Serie 4300 und ihre Terminals vom Typ 4200 mit den Motorola Risc-Prozessoren aufrüsten. Dies deckt sich mit den Intentionen von Motorola-Entwickler Roger Ross: Er sieht die Hauptanwendungen bei Grafik-Workstations und Superminicomputern.

Das Engagement im Risc-Bereich bedeutet für Motorola nicht, daß man die eingeführte Technik des Complex Instruction Set Computing (Cisc) vernachlässigen wird. Dem nächst wird das Unternehmen seine Prozessorenfamilie 68000 um den Prozessor 68040 erweitern.