Betriebssystem für Smartphones kommt aus Redmond

Motorola hilft Microsoft im Handy-Markt

12.09.2003
MÜNCHEN (CW) - Schafft Microsoft doch noch den Einstieg ins Handy-Geschäft? Nachdem sich der Konzern bislang bei den Mobilfunkgrößen nur Körbe holte, konnte Motorola jetzt für das hauseigene Smartphone-Betriebssystem gewonnen werden.

Die Versuche von Microsoft, einen Fuß ins Smartphone- und Handy-Segment zu bekommen, sind bisher kläglich gescheitert. Doch nun zeichnet sich für den Softwareriesen ein Silberstreif am Horizont ab: Dem Konzern ist es endlich gelungen, mit einem namhaften Endgerätehersteller eine Kooperation abzuschließen. Motorola, die Nummer zwei unter den Handy-Produzenten, hat eingewilligt, ein Smartphone zu fertigen, das mit dem Microsoft-Betriebssystem arbeitet. Das Produkt soll schon in Kürze auf den Markt kommen und zunächst von Orange, der Mobilfunk-Tochter der France Télécom, vermarktet werden.

In der Branche sorgt dieser Deal für Aufsehen, denn bisher war es gelungen, Microsoft weitgehend aus dem Smartphone- und Handy-Geschäft auszugrenzen. Möglich war diese Blockade, weil die meisten Gerätelieferanten im Symbian-Konsortium organisiert sind. Symbian stellt mit dem gleichnamigen Betriebssystem die derzeit marktbeherrschende Software. Die Mitglieder Nokia, Siemens, Sony-Ericsson, Panasonic, Samsung und Psion haben deshalb kein Interesse an einem Erfolg von "Windows for Smartphones".

Bollwerk bröckelt

Mit Motorola wendet sich nun ein Hersteller Microsoft zu, der erst kürzlich aus Symbian ausgestiegen ist und seine Anteile an Nokia abgetreten hat. Damit fehlt in dem Bollwerk gegen Microsoft ein wichtiger Partner, dessen Betriebssystem-Strategie nun von allen kritisch beäugt wird. Allerdings deutet vieles darauf hin, dass sich Motorola nicht einseitig auf Microsoft verlagern wird. Der US-Konzern hat bereits signalisiert, künftig mehrgleisig zu fahren. Der Plan sieht vor, bei Handys und Smartphones mehr auf Java und Linux zu setzen, aber auch weiterhin Produkte mit Symbian herauszubringen.

Motorola ist jedenfalls gut beraten, Windows for Smartphones ausgiebig zu testen, denn bisher war die Microsoft-Plattform kein Renner. Erst ging vergangenes Jahr die Allianz mit dem britischen Handy-Hersteller Sendo kurz vor der Auslieferung des Smartphones "Z100" in die Brüche. Sendo warf Microsoft vor, den Zugriff auf den Sourcecode verweigert und damit die Entwicklung blockiert zu haben. Die Fertigung übernahm der taiwanische Hersteller HTC.

Vorsicht bei T-Mobile

Das Telefon entpuppte sich allerdings als Ladenhüter. Provider Orange konnte lediglich 100000 Stück an den Mann bringen und ist bis dato der einzige Netzbetreiber, der das Wagnis einging. Ursprünglich hatten auch Vodafone und T-Mobile die Absicht, Smartphones auf Basis des Microsoft-OS zu vermarkten, ließen aber bis heute die Finger davon. Beide Carrier setzen den Verkaufsstart wiederholt aus, weil das Windows-Betriebssystem im Test nicht stabil lief. Die Begeisterung der Carrier hält sich aber auch in Grenzen, weil Windows for Smartphones derzeit weder Multimedia Messaging Services (MMS) noch Java unterstützt. Beide würden aber den Umsatz ankurbeln. (pg)