Vertrag unterzeichnet

Motorola beteiligt sich nun doch an Teledesic

16.07.1999
MÜNCHEN (CW) - Der Elektronikkonzern Motorola wird sich am Satellitendienst Teledesic beteiligen. Vor drei Monaten hatte das US-Unternehmen seine Ingenieure von dem Projekt abgezogen und das Engagement in Frage gestellt. Nun investiert Motorola 150 Millionen Dollar und fertigt Satelliten im Wert von 250 Millionen Dollar für Teledesic.

Trotz der anhaltend schlechten Nachrichten vom Satellitendienst Iridium glaubt Motorola nach wie vor an den Erfolg der Satellitenindustrie. An Iridium ist der US-Konzern mit 18 Prozent beteiligt und hat Garantien für einen Großteil der Verbindlichkeiten übernommen. Der seit November letzten Jahres betriebsbereite Dienst kämpft seit dem Start mit Pannen und mangelnder Akzeptanz.

Teledesic wird dagegen erst im Jahr 2003 oder 2004 an den Start gehen. Das von Mobilfunkguru Craig McCaw und Microsoft-Gründer Bill Gates 1990 gegründete Unternehmen positioniert den Service als "Internet in the Sky". Er soll breitbandige Dienste mit Hilfe von 288 Satelliten liefern. Bislang verliefen die Fortschritte an dem Neun-Milliarden-Dollar-Vorhaben schleppend, nicht zuletzt, weil Motorola blockte. Im Mai zog das Unternehmen beispielsweise 600 Ingenieure aus dem Projekt ab, um sie anderen TK-Bereichen zuzuordnen.

Nun unterzeichneten Teledesic und Motorola eine Vereinbarung über das künftige Vorgehen. Der Elektronikkonzern wird Teledesic-Satelliten konstruieren und herstellen und dafür 250 Millionen Dollar erhalten. Im Gegenzug zahlt das Unternehmen 150 Millionen Dollar an den Satellitendienst-Betreiber, insgesamt will Motorola 750 Millionen Dollar investieren. "Zu keiner Zeit sind die Gespräche abgebrochen. Es bestand auch nicht die Gefahr, daß Motorola aussteigen wird", spielte Teledesics Vize-Chef Bill Owens die Ungereimtheiten der letzten Monate herunter. "Motorola hofft vermutlich, daß das Teledesic-Projekt mit weniger Risiken behaftet ist als das Iridium-Vorhaben", meint Michael Ching, TK-Analyst bei Merrill Lynch.

Die Beteiligung an Iridium hat den Geschäftserfolg von Motorola bislang nicht gefährden können. Aufgrund guter Umsätze im Halbleitermarkt wird das Unternehmen in seinem zweiten Geschäftsquartal einen Gewinnsprung melden, glauben die Analysten. Sie rechnen mit einem Gewinn von 41 Cent pro Aktie. Im vergangenen Jahr war es lediglich ein Cent pro Anteilschein. "Iridium ist aber immer noch ein Problem", warnte Wojtek Uzdelewicz, TK-Analyst bei S.G. Cowen & Co. vor übertriebenen Erwartungen.