Altair nun auch zu SNMP-kompatibel

Motorola bekommt Frequenz für Iridium-Satellitennetz zugewiesen

03.04.1992

HANNOVER (CW) - Die Motorola Inc. zeigte auf der CeBIT '92 eine zum Simple Network Management Protocol (SNMP) kompatible Version des drahtlosen Ethernet-LANs "Altair", das auch hierzulande ausgeliefert werden soll. Gleichzeitig erhielt der US-Konzern von der World Administrative Radio Conference (Warc) Frequenzen für das Satelliten-Projekt "Iridium" zugeteilt. Motorola hat also jetzt grünes Licht für den Betrieb eines weltweiten Mobilfunk-Netzes.

Das SNMP-kompatible Altair-Produkt von Motorola bietet dem Hersteller zufolge MIB-II-Agent-Fähigkeit gemäß Industriestandard, das heißt, es kann Statusinformationen mit einer Netz-Management-Station entsprechend des SNMP-MIB-II-Standards austauschen. Nach Angaben von Dan Bochneak, Director of Field Operations des Motorola-Geschäftsbereiches Altair, soll das zu SNMP kompatible Altair die in SNMP-Features enthaltenen Kontrollmöglichkeiten auch innerhalb komplexer Netzstrukturen umsetzen können.

Der Motorola-Konzern trägt damit dem Umstand Rechnung, daß SNMP innerhalb weniger Jahre von zahlreichen Netzwerkanbietern übernommen sowie weiterentwickelt wurde und heute laut Motorola das einzige nicht herstellerspezifische, allgemein verfügbare Protokoll für die Verwaltung heterogener Netze darstellt. SNMP-Lösungen von Altair sollen künftig auch auf dem deutschen und spanischen Markt verfügbar sein. Der Zeitpunkt für die Produkteinführung wird sich allerdings den Amerikanern zufolge an der jeweiligen Nachfrage nach SNMP-fähigen drahtlosen LANs orientieren.

Wie darüber hinaus bekanntgegeben wurde, hat die Warc '92-Konferenz Frequenzzuweisungen zur Unterstützung des von Motorola initiierten Iridium-Projektes verabschiedet. Das Projekt sieht vor, mit Hilfe von 77 erdnahen Satelliten ein Funk-Kommunikationsnetz aufzubauen, das weltweit lückenloses Telefonieren mit kleinen Handfunk-Geräten ermöglichen wird. Neben der Sprachkommunikation soll das Netz Services zur Fax- und Datenübertragung, für den weltweiten Personenruf und die globale Positionsbestimmung per Funk bieten.

Nach Darstellung der Motorola GmbH in Wiesbaden hatte bisher ein weltweit einheitliches Spektrum an Funkfrequenzen gefehlt, um Iridium realisieren zu können. Die Delegierten von Warc '92 hätten nun aber die benötigten Bandbreiten von 1610 bis 1626,5 Megahertz freigegeben. Damit habe man jetzt, wie es bei Motorola heißt, "grünes Licht für Iridium erhalten". Das Iridium-Projekt wird von zahlreichen Unternehmen, darunter der Deutschen Aerospace, Lockheed, Matra Marconi, Raytheon, British Aerospace und Hutchison unterstützt.

Nach der Sicherstellung des benötigten Frequenzspektrums geht es nun an die Finanzierung des Unternehmens. Die 1991 gegründete Motorola-Tochter Iridium Inc. ist zuständig für die Errichtung und den Betrieb des Netzes. Ab 1994 ist die Stationierung der Satelliten im Weltall geplant, die Kosten dafür beziffert Motorola mit rund 3,47 Milliarden Dollar. 40 Prozent davon will die Iridium Inc. in Form von Eigenkapital aufbringen, der Rest soll als Fremdkapital aufgenommen werden.

In der ersten Finanzierungsrunde, die derzeit stattfindet, wird Iridium zunächst Anteile im Wert von 175 Millionen Dollar herausgeben, von denen sich Motorola 50,3 Prozent sichern will. Die verbleibenden 49,7 Prozent müssen zunächst externe Investoren übernehmen. In einer zweiten Finanzierungsrunde sollen über fünf Jahre hinweg nochmals 825 Millionen Dollar Eigenkapital aufgebracht werden. Nach Abschluß dieses zweiten Mergers will Motorola mit einer Gesamtinvestition von 208 Millionen Dollar nur noch 15 Prozent an Iridium halten.

Als potentielle Partner für eine Beteiligung an Iridium wollen die Amerikaner Industrieunternehmen, PTTs, Satellitengesellschaften sowie Betreiber zellularer Mobil-Kommunikationsnetze gewinnen. Die jährlichen Betriebskosten des Iridium-Netzes schätzt Motorola auf rund 260 Millionen Dollar, die als Benutzungsgebühren von den Teilnehmern zu entrichten sind. Das Unternehmen geht bei der voraussichtlichen Inbetriebnahme des Iridium-Netzes 1997 zunächst von Teilnehmergebühren von drei Dollar pro Minute aus, die jedoch mit wachsender Teilnehmerzahl erheblich sinken sollen. Für das Jahr 2001 kalkulieren die Iridium-Betreiber bereits mit mehr als 1,8 Millionen Teilnehmern.

Auf der diesjährigen CeBIT präsentierte Motorola erstmals Prototypen von Handfunk-Telefonen, die sowohl in terrestrischen Mobilfunk-Netzen entsprechend dem europäischen GSM-Standard als auch im Satellitennetz Iridium eingesetzt werden können. Das "Handie", das etwa ab Mitte der neunziger Jahre verfügbar sein soll, prüft laut Hersteller automatisch, ob eine terrestrische Versorgung (in Deutschland derzeit D1 und D2) gegeben ist und bucht sich gegebenenfalls in diese ein. Ist dies nicht der Fall, nimmt das Funktelefon Kontakt mit dem Iridium-Satellitennetz auf. Iridium-Endgeräte sollen, wie es heißt, künftig sowohl von Motorola als auch von anderen Herstellern, die eine entsprechende Lizenz erwerben, auf den Markt gebracht werden.