Deutsch-britischer Vorschlag zur Förderung neuer Technologien

Motivation per Steuer

29.10.1976

LONDON - "Es wäre ein Fehler, unsere Zukunft allein den etablierten Unternehmen und der öffentlichen Hand zu überlassen", warnt die deutsch-britische Stiftung zum Studium der Industriegesellschaft (London) in einer jetzt veröffentlichten 300seitigen Studie über Firmen, die fortgeschrittene Technologien anwenden. Großunternehmen nutzten wegen ihrer Inflexibilität oder zum Schutz bereits getätigter Investitionen nur eine begrenzte Zahl technischer Neuerungen; durch die Förderung neuer, meist kleinerer Firmen könne auch die Macht der Konzerne, eingedämmt werden.

Zur Förderung des technischen Fortschritts empfiehlt die Stiftung indirekte Maßnahmen: "Direkte Staatshilfen sind ein schlechter Ersatz für ein Steuersystem, das Erfinder, Unternehmer und Investoren gleichermaßen motiviert." In der Studie wird deswegen eine wesentliche Änderung der Steuergesetzgebund in den beiden Ländern empfohlen. Die Zahl der seit 1950 in Großbritannien und der Bundesrepublik gegründeten Firmen, die auf

neuesten Technologien basieren, beträgt -so ermittele die Stiftung - jeweils etwa 200. Zusammen machen

diese Unternehmen jeweils etwa eine Milliarde Mark Jahresumsatz, wobei in Deutschland allein zwei Drittel auf die Nixdorf-Gruppe entfallen.

Die Zahl der Firmen sei vor allem im Vergleich zu den USA viel zu gering. In Amerika, so wird in der Studie betont, hätten viele der heutigen, Großunternehmen als Firmen begonnen, die auf neuen Technologien aufbauten - seit der Weltwirtschaftskrise 1929/31 beispielsweise Control Data, Hewlett-Packard, Intel und Polaroid, in den 30er Jahren zuvor IBM, Litton, Sperry Rand und Xerox. Als Beispiele aus Europa wurden Daimler-Benz, Dunlop und Siemens genannt.