Die Software definiert den Server

Moonshot von Hewlett-Packard

29.04.2013
Von 
Bernhard Haluschak war bis Anfang 2019 Redakteur bei der IDG Business Media GmbH. Der Dipl. Ing. FH der Elektrotechnik / Informationsverarbeitung blickt auf langjährige Erfahrungen im Server-, Storage- und Netzwerk-Umfeld und im Bereich neuer Technologien zurück. Vor seiner Fachredakteurslaufbahn arbeitete er in Entwicklungslabors, in der Qualitätssicherung sowie als Laboringenieur in namhaften Unternehmen.
Mit dem "Moonshot"-System will es Hewlett-Packard Anwendern ermöglichen, Server-Plattformen per Software individuell auf ihre Anforderungen zuzuschneiden. Dabei löst sich der Server-Hersteller auch von dedizierten Hardwarevorgaben.

Unter der Bezeichnung Moonshot hat HP ein hoch integriertes Server-System für Rechenzentrumsbetreiber und IT-Serviceanbieter vorgestellt. Der Hersteller bezeichnet das System als erste Software-Defined-Server-Plattform.

Es besteht aus dem neuentwickelten 4,3-HE-Chassis "Moonshot 1500", das Komponenten zur Stromversorgung, Kühlung, Management und Fabrics mitbringt. Anders als herkömmliche Blade-Chassis verfügt das HP-System über drei integrierte und voneinander unabhängige Netzwerk-Fabrics: eine Ethernet Switch Fabric, eine Storage Fabric und eine Cluster Fabric. Darüber hinaus finden in dem System 45 Hot-Plug-fähige Computing-Einheiten Platz. Pro Rack lassen sich bis zu neun Systeme unterbringen. Damit können 405 Server in einem Rack parallel arbeiten.

Fokus liegt auf Stromsparen

Die aktuelle "ProLiant Moonshot Cartridge" ist mit dem Intel-Prozessor "Atom S1260" ausgestattet. Die Dual-Core-CPU arbeitet mit einer Taktfrequenz von 2,0 Gigahertz und befeuert 8 GB Hauptspeicher. Als Storage kommt eine 500-GB-SATA-Festplatte, die nicht Hot-Plug-fähig ist, zum Einsatz. Optional können Kunden ein SSD-Laufwerk statt einer HDD ordern. Für die Kommunikation nach außen enthält der Server ein Dual-Port-Gigabit-Ethernet-Interface. Die Leistungsaufnahme einer Server-Steckkarte unter Volllast inklusive eingerechnetem Chassis-Verbrauch beziffert der Hersteller auf zirka 19 Watt. HP Moonshot enthält zudem zwei Dual-Low-Latency-Switches, die redundant ihre Arbeit verrichten. Somit ist bei einem Switch-Ausfall gewährleistet, dass der Server weiterarbeiten kann.

Mit Moonshot hat HP eine Plattform entwickelt, die Storage, Netzwerk, Server und das Management in einer Lösung vereinigt. Der Fokus des Systems liegt auf dem flexiblen und energieeffizienten Einsatz der Hardware. Diese lässt sich per Software so konfigurieren, dass die Anwendung mit optimalen Leistungsparametern arbeitet. Benötigt der Nutzer zum Beispiel einen dedizierten Datenbank-Server, so kann er diesen mit wenigen Mausklicks individuell für seine Bedürfnisse - schneller Storage mit hoher IOPS-Leistung und geringen Netzlatenzzeiten - zusammenstellen.

Flexibilität strebt HP mit Hardwarepartnern an, die Prozessoren beziehungsweise modifizierte Server-Boards liefern. Dazu zählen AMD, Applied Micro, Calxeda, Intel und Texas Instruments. HP baut auf System-on-a-Chip-(SoC-)fähige CPUs, um preiswerte und stromsparende Server-Einheiten mit einer hohen Integrationsdichte anzubieten. Für High Performance Computing (HPC) oder Transcoding-Aufgaben sollen sich etwa die Accelerating Processing Units (APUs) von AMD oder die Digital Signal Processors (DSPs) "KeyStone Multicore" von Texas Instruments eignen. Auch den Einsatz von ARM-basierten CPUs sieht HP vor.

Auch für Analytics geeignet

Mit der aktuellen ersten Entwicklungsphase von Moonshot deckt HP Anwendungen wie Dedicated Hosting und den Einsatz des Systems als Web-Frontend ab. In den nächs-ten Ausbaustufen will der Hersteller das System für Analytics-, Telco- oder Gaming-Anwendungen einrichten. Stehen in Zukunft stromsparende und leistungsfähige Multicore-Prozessoren zur Verfügung, soll Moonshot auch für HPC-Anwender interessant sein. Auch komplexe Desktop-Infrastrukturen wären dann mit dem System möglich.

Zurzeit unterstützt HP Moonshot nur Linux wie Red Hat, Suse und Ubuntu als installierbare Betriebssysteme. Der Grund: HP hat als Kunden in erster Linie die Webhoster im Visier. Diese arbeiten überwiegend mit Open-Source-Lösungen auf Basis von preiswerter und energieeffizienter Server-Hardware. Allerdings gab der Hersteller bekannt, dass die Unterstützung von Microsoft Windows in Kürze folgen soll.

Fazit

Zwar ist die erste Moonshot-Generation im Funktionsumfang noch eingeschränkt, doch HP will das System nach und nach um zusätzliche Funktionen erweitern. Auch in Hinblick auf die Hardware soll die Lösung durch verstärkten Einsatz von SoC-Technik in Verbindung mit ARM-Prozessoren und weiteren Spezial-CPUs noch universeller konfigurierbar sein. Laut HP ist ein Komplettsystem, das mit 45 Computing-Einheiten inklusive Switches und Management-Modul ausgestattet ist, ab zirka 50.000 Euro erhältlich. (ba)