Monotopol

07.03.1980

Das Thema ist beileibe nicht neu; verwundern kann nur die Unverdrossenheit, mit der die jeweiligen Interessenvertreter immer noch oder schon wieder zur Sache gehen. Die Rede ist vom Postmonopol in den Nachrichtennetzen.

Wo verlaufen derzeit die Frontlinien? Professoren der ersten Garnitur sind sich zwar in der skeptischen Bewertung des Netzmonopols und seines Ausbaus einig, vermitteln der Öffentlichkeit jedoch ein diffuses Bild, was die wirtschaftstheoretische Diagnose der heutigen Post angeht (siehe dazu den Dissens zwischen Professor Dr. Carl Christian von Weizsäcker und Professor Dr. Ernst-Joachim Mestmäcker in CW-Nr. 8, Seite 1, 12 und 13). Bundespostminister Gscheidle sucht Zuflucht bei einem halbklaren Verfassungsgerichtsurteil und sichert sich zusätzlich durch gerade zupaß kommende Argumente ab, wie sie kein Marktwirtschaftsgegner besser erfinden könnte: Konkurrenz behindere die "kontinuierliche Einführung" neuer Techniken, und es gebe schutzbedürftige Mittelständler, die die neuen Anforderungen noch nicht kapiert hätten (vgl. Seite 1). Der Bundesverband der Vertriebsunternehmen für Büroorganisation (BVB) stört sich am "Mitvertrieb" der Post im Endgerätemarkt.

Postgewerkschaftsvorsitzender Ernst Breit sieht Gefahren der "Rosinenpickerei" und des Verlustes an Gemeinwirtschaftlichkeit der Post. Und Gscheidle-Staatssekretär Dietrich Elias erklärt kurzerhand, hier werde versucht, an einem gewachsenen Organ herumzuoperieren.

Fazit: Eine völlig normale Polit-Posse. Grundsätzlich und politisch wäre doch nur über eines zu befinden: Ist es der Volkswirtschaft zuträglich oder zumutbar, an neue Kommunikationsdienste Privatwirtschaftler heranzulassen - mit vollen Chancen und Risiken -, oder wollen wir lieber darauf warten, daß es der Post gelingt, irgendwo einen ganz gewiß vorhandenen Bedarf auszumachen?