Quamoco

Modelle und Werkzeuge zur Messung und Vergleichbarkeit von Softwarequalität

16.05.2012
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
Die Partner des Forschungsprojektes Quamoco haben mit Förderung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in den letzten drei Jahren einen konkret anwendbaren Qualitätsstandard für Software entwickelt.

Das Konsortium - der Name steht für Software-Qualität: Flexible Modellierung und integriertes Controlling - mit den Partnern Fraunhofer IESE, itestra, SAP AG, Siemens, Technische Universität München und Capgemini stellt zum Projektabschluss die erarbeiteten Modelle und Werkzeuge zur Messung und Bewertung von Softwarequalität frei zur Verfügung.

Die Tools sollen die Lücke zwischen den existierenden abstrakten Qualitätsnormen wie etwa der ISO 25010 und den konkreten Maßen und Kennzahlen schließen, die die heute üblichen Werkzeuge zur automatisierten Softwareanalyse ermitteln. Dieser Brückenschlag erlaubt es Softwareingenieuren nun, Software mittels einheitlicher und nachvollziehbarer Qualitätsmodelle zu vergleichen.

"Vor dem Hintergrund der immer weiter voranschreitenden Globalisierung der Leistungserstellung im IT-Sektor ist ein dezidierter Qualitätsstandard ein wichtiges Instrument für die Softwareentwicklung. Die jetzt geschaffenen und für alle frei zugänglichen Qualitätsmodelle sind ein wichtiger Beitrag Deutschlands und stärken den hiesigen IT-Standort", unterstreicht Professor Manfred Broy von der TU München.

Sowohl die entwickelten Qualitätsmodelle als auch die dazugehörigen Werkzeuge sind vom Konsortium bereits in der Praxis erprobt worden. Das Basis-Qualitätsmodell basiert auf der ISO 25010, ist modular aufgebaut und leicht erweiterbar. Es detailliert den Standard und ist für die Programmiersprachen Java und C# operationalisiert. Bei Bedarf lässt es sich für andere Sprachen erweitern.

Aufbauend auf dem Basis-Qualitätsmodell hat das Forschungsteam domänenspezifische Modelle erstellt, zum Beispiel für serviceorientierte Architekturen (SOA), Individualsoftware, Standardsoftware und Integrationsprojekte. Zusätzlich hat das Forschungsteam Werkzeuge zur Erstellung und Anwendung der Qualitätsmodelle entwickelt. Dazu gehören ein Modelleditor, ein Wizard für die Modellanpassung und eine One-Click-Anbindung an ConQAT zur Qualitätsanalyse.

Sowohl das Basis-Qualitätsmodell als auch die Werkzeuge sind unter der Apache-2.0-Lizenz veröffentlicht und damit für alle Interessierten als Open-Source-Tools verfügbar.

"Mit den Qualitätsmodellen und den zugehörigen Werkzeugen steht eine durchgängige Werkzeugkette für die Bewertung von Softwarequalität zur Verfügung: von der Erstellung eines Qualitätsmodells über seine projektspezifische Anpassung bis zur automatisierten Vermessung und Bewertung der Software", fasst Professor Wagner vom Institut für Softwaretechnologie der Universität Stuttgart die Ergebnisse zusammen. So werd eine systematische und automatisierte Beurteilung von Softwarequalität möglich. Im Gegensatz zu den meisten bisher verbreiteten manuellen Vorgehensweisen erlaube dies den regelmäßigen Vergleich von Software anhand objektiver Ergebnisse. Zudem sinke der Aufwand bei der Ermittlung der Softwarequalität. Für die Zukunft sind laut Quacomo eine Weiterentwicklung der Ergebnisse und eine Standardisierung geplant. Diese übernimmt die Universität Stuttgart zusammen mit Partnern.

Von 2009 bis 2012 unterstützte das BMBF im Rahmen des Förderprogrammes ITK 2020 das Projekt mit 3,7 Millionen Euro. Hinzu kamen rund 2,2 Millionen Euro von Industriepartner.