Modell-Kosmetik

20.06.1980

Es ist sicher kein Zufall, daß das neue Siemens-Modell 7.736 von den Leistungsdaten her wie ein Zwillingsbruder der IBM 4331 Modell 2 aussieht. Die Ähnlichkeit wäre noch größer, wenn die IBM ihr jüngstes 4300-Kind 4336 getauft hätte. Dann bestünde sogar Nummerngleichheit, die von den Münchenern wohl auch angestrebt wurde. Aber obwohl die IBM-Maschine zwei Wochen früher auf den Markt kam blieb Siemens bei der einmal gewählten Modellbezeichnung - die Münchener haben eben auch ihren Stolz.

Ansonsten ergab es sich ganz zwangsläufig, daß die 7.536 als 4331-2-Pendant ausfiel. Siemens hatte im April 1979 die 4300-Ankündigung nachvollzogen und die Modelle 7.531 sowie 7.541 getreu den IBM-Vorbildern 4331 und 4341 abgestuft. Es entstand bei Siemens das Leistungsloch, das die 7.536 jetzt füllt.

So können die Münchener zwar mit Recht sagen sie brauchten die Anlage für 7.531-Aufsteiger, die mit der Leistung dieser Maschine "am Anschlag" seien. Als fader Beigeschmack bleibt, daß hier Modell-Kosmetik betrieben wurde, um mit dem Wettbewerber gleichzuziehen. Es deutet freilich vieles darauf hin daß sich Siemens die Kopier-Kalamität mit den großen 7.500er Maschinen ein für alle Mal vom Halse geschafft hat. IBMs H-Serie wird voraussichtlich von oben kommen. Eine Nummerngleichheit ist somit ausgeschlossen, weil der Marktführer hier den Raum der 4300 verläßt. War die 7.536 die letzte Maschine die Siemens im Zugzwang gebaut hat?