Mobilität der Mittdreißiger läßt nach:Lebensqualität wichtiger als Spitzengehalt

24.04.1981

MÜNCHEN (ha) - Selbst Top-Gehälter sind für DV-Leute kein Anreiz mehr, den Arbeitgeber zu wechseln. Bereits bei Mittdreißigern steht der Wunsch nach sozialer Sicherheit und dem "Job fürs Leben" im Mittelpunkt der Karriereplanung. Diesen Wandel im Verhalten vieler EDVer beobachtet seit geraumer Zeit der Karbener DV-Personalberater Dieter Tolz.

"Die Mobilität der DV-Leute hat in erheblichem Maße nachgelassen", konstatiert Tolz. Noch vor zwei bis drei Jahren sei es zum Beispiel für einen DV-Organisator, der in Hamburg 60 000 Mark verdiente, interessant gewesen, für 70 000 Mark nach Frankfurt zu gehen. Um ihn heute "wegzulocken", müßten weitere Faktoren hinzukommen als nur zehn bis zwanzig Prozent mehr Gehalt. Ziel des Karriereplans sei vorrangig die leitende Position.

Die Seßhaftigkeit der Datenverarbeiter erklärt Tolz folgendermaßen: Seit Bestehen der DV werde in dieser Branche im Vergleich zu anderen überdurchschnittlich gut verdient. Mit den Jahren habe sich ein Einkommensniveau entwickelt, das allen DV-Berufen einen hohen Lebensstandard brachte. Inzwischen hätten sich viele DV-Leute ein zum Teil beachtliches Eigentum geschaffen und gelernt, daß es wichtig ist, auch das soziale Umfeld zu pflegen. "Mehr Lebensqualität" hieße das Stichwort.

Gestützt auf seine Erfahrungen im Gespräch mit Bewerbern, Personalleitern und Kollegen kommt Tolz zu der Prognose, daß der Zeitpunkt nicht mehr allzuweit entfernt ist, zu dem ein Stellenwechsel in der Regel regional begrenzt sein wird. Die Ausnahmen würden nur noch Ledige, Karrieremacher, Konjunkturgeschädigte oder die "Unter-35jährigen" darstellen. Bereits die Mittdreißiger strebten heute nach einer Lebensstellung.