MWC 2012

Mobilfunker zwischen Hoffen und Bangen

01.03.2012
Von  und
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 


Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.

Angst um die Kronjuwelen

Doch nicht nur bei der Erschließung neuer Märkte haben die Carrier mit Konkurrenten zu kämpfen, auch im Kerngeschäft droht ihnen Ungemach, nämlich durch sogenannte Over-the-Top-Services (OTT): Nach eigenen Schätzungen werden die Mobilfunkbetreiber 2012 wegen Chat- und SMS-Ersatzdiensten wie WhatsApp, Viber Media, Skype oder Facebook Messenger fast vier Prozent ihrer Sprach- und Messaging-Einnahmen einbüßen.

Besonders stark betroffen sind die von Carriern geliebten Kurzmitteilungen, eigentlich einen Nebenprodukt beim Aufbau der GSM-Netze. Nach Berechnungen der Marktforscher von Ovum haben die Mobilfunkbetreiber im vergangenen Jahr umgerechnet 10,5 Milliarden Euro an Umsatz mit SMS eingebüßt, das sind knapp neun Prozent der Gesamterlöse in diesem Bereich. Dabei können sie Umsatzverlust zumindest anfänglich noch verschmerzen, längerfristig steht jedoch ihre Verbindung zu den Kunden auf dem Spiel. Als Reaktion wollen hierzulande die Telekom, Vodafone und o2, noch in diesem Jahr die Rich Communication Suite enhanced (RCS-e) anbieten.

Joyn als Gegenentwurf

Der inzwischen von der GSM Association in „Joyn“ umgetaufte Dienst soll als mobile Nachrichtenzentrale fungieren und verschiedene Kommunikationsmöglichkeiten vereinen, etwa Kurznachrichten ohne Beschränkung auf 140 Zeichen, Chats, Datenaustausch oder Videotelefonate. Um die Nutzer möglichst schnell an den Dienst zu gewöhnen ist geplant, den Standard bei in neu ausgelieferte Smartphones fest vorzuinstallieren. Besitzer mit älteren Geräten, können Joyn per App nutzen.

Längerfristig hoffen die Mobilfunkbetreiber so, die Kunden bei der Stange zu halten, bis mit LTE der Umstieg in ein All-IP-Netz vollzogen sein wird. Da die Investitionen in die Infrastruktur schon längst abgeschrieben sind, werden bis zum Herunterfahren der GSM- und UMTS-Netze sicher noch etliche Jahre vergehen, dennoch beschäftigte sich die Branche in Barcelona bereits intensiv mit dem Exit-Szenario.

So wurden unter anderem am Stand von Qualcomm die Rufübergabe von LTE in ein UMTS-Netz via Single Radio Voice Call Continuity (SRVCC) ohne Gesprächsabbruch gezeigt. Außerdem konnten sich die Besucher einen Eindruck von der Gesprächsqualität von Voice-over-IP-Telefonaten in einem LTE-Testnetz verschaffen.