"Financial Times"

Mobilfunkanbieter denken über netzweiten Adblocker nach

15.05.2015
Es ist eine Idee, die Spannungen zwischen Telekombranche und Internetunternehmen auf die Spitze treiben könnte: Mehrere Mobilfunkanbieter arbeiten laut einem Zeitungsbericht daran, Online-Werbung in ihren Netzen zu blockieren.

Ein europäischer Netzbetreiber habe bereits die dafür nötige Software in seinen Rechenzentren installiert und wolle sie bis Ende 2015 einschalten, schrieb die "Financial Times" am Freitag. Ein solcher Schritt könnte Internetfirmen wie Google oder Yahoo Umsätze kosten. Anzeigen in Form bezahlter Nachrichten - wie sie etwa Facebook oder Twitter nutzen - wären davon hingegen nicht betroffen, berichtete die Wirtschaftszeitung.

Die Software für das Blockieren von Werbung hat dem Bericht zufolge das israelische Startup Shine entwickelt, zu dessen Geldgebern Horizon Ventures des asiatischen Tycoons Li Ka-Shing gehört. Li seinerseits kontrolliert den Telekommunikationskonzern Hutchison Whampoa. Auch "Business Insider" hatte bereits über Shine berichtet.

Ein ranghoher Manager eines europäischen Netzbetreibers sagte der "Financial Times", man wolle den Kunden zunächst die Möglichkeit bieten, einen werbefreien Service zu buchen. Erwogen werde aber auch ein radikalerer Schritt, genannt "die Bombe", bei dem Anzeigen auf einen Schlag über das gesamte Netzwerk aus Millionen Kunden blockiert werden könnte. Die Idee dahinter sei, vor allem Google dazu zu drängen, Werbeerlöse zu teilen, schrieb das Blatt.

Die Carrier beschweren sich schon lange, dass Internetfirmen viel Geld in ihren Netzen verdienten, ohne sich an den hohen Infrastrukturkosten zu beteiligen. Eine Anzeigenblockade könnte allerdings auch die Frage nach einem Verstoß gegen das Prinzip der Netzneutralität aufwerfen, nach dem alle Daten gleich behandelt werden müssen. (dpa/tc)