Mobiles Anlagenmanagement per RFID

07.11.2006
Die Berliner Wasserbetriebe erfassen ihre Wirtschaftgüter und deren Standorte zukünftig automatisch per RFID. Über mehr als 60.000 Dinge mussten die Verantwortlichen bisher ohne Transponder-Technik den Überblick behalten. Ganz schön schwierig, doch jetzt wird es viel einfacher.

Die Berliner Wasserbetriebe zählen zu den größten Unternehmen der Wasserver- und Abwasserentsorgung in Deutschland. Mit ihren insgesamt neun Wasserwerken stillt das Unternehmen den Trinkwasserbedarf von über 3,5 Millionen Menschen in der Hauptstadt und deren Umgebung. Sechs Klärwerke sorgen für die Reinigung des Abwassers von 3,9 Millionen Menschen.

Kläranlage Ruhleben der Berliner Wasserbetriebe von oben

Mehr als 60.000 bewegliche Wirtschaftsgüter – von der einzelnen Pumpe bis zur technisch komplexen Teilanlage – bilden das Anlagenvermögen der Berliner Wasserbetriebe, das für die Inventur relevant ist. Es verteilt sich auf rund 300 Standorte in Berlin-Brandenburg. Für die Verwaltung und die Inventur der Anlagen sind rund 120 Mitarbeiter verantwortlich. In der Vergangenheit haben diese mit ausgedruckten Checklisten gearbeitet, um die Vollzähligkeit aller Komponenten an einem Standort und die Aktualität der Stammdaten zu überprüfen. Im Nachhinein mussten die Mitarbeiter die Ergebnisse dann stets manuell im SAP-System erfassen.

Von den manuellen Vorgängen, bei denen leicht Eingabefehler möglich sind, will sich das Berliner Versorgungsunternehmen befreien. Es stellt deshalb seine Inventurprozesse per RFID-Technik um und bringt so mehr Transparenz in die Anlagenverwaltung.

Innenaufnahme des Wasserwerks Berlin-Spandau

Die besondere Herausforderung besteht für die Technik darin, dass viele der Anlagen in unwirtlicher Umgebung ihren Dienst verrichten. Beispielsweise werden die Anlagen verschmutzt oder sind dem Abwasser der Klärwerke ausgesetzt. Das alles macht den Einsatz traditioneller Barcodes unmöglich. Die Wasserbetriebe haben deswegen ein RFID-Großprojekt gestartet. Dabei werden daher alle vorhandenen 60.000 Wirtschaftgüter mit Transpondern gekennzeichnet. Die Funkchips mit Miniantenne speichern die Identifikationsnummer der Komponente. Weil die Wasserbetriebe auch alle ihre Standorte und Räume mit Transpondern ausstattet, kann die Zuordnung zwischen dem einzelnen Wirtschaftsgut und dem aktuellem Standort zukünftig automatisch erfolgen.

Auch die Geräte zum berührungslosen Auslesen der RFID-Chips müssen den Bedingungen trotzen. Etwa 85 Handheld-Computer von Psion Teklogix kommen beim Wasserversorger zum Einsatz. Ihr Vorteil ist ihre besondere Robustheit bei gleichzeitig einfacher Bedienung. Die Handhelds basieren auf ISO-konformer 13,56-Megahertz-Technologie, dem weltweiten Standard für RFID.

Im Inneren eines Abwasserkanals

Alle grundlegenden Inventurfunktionen stehen an den Einsatzorten über eine Softwarelösung des Generalunternehmers ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH zur Verfügung. Wirtschaftsgüter aus Bestellungen und Bauvorhaben können vor Ort direkt und ohne Verzögerung erfasst werden. Das gleiche gilt, wenn Güter aussortiert oder verkauft werden. Über eine dafür programmierte Schnittstelle werden die Daten dann in das SAP-System der Berliner Wasserbetriebe überspielt. Die Integration wird von der Berlinwasser Services GmbH unterstützt.

Die automatische Erfassung der Wirtschaftgüter und ihrer Standorte per RFID steigert die Produktivität der Mitarbeiter im Anlagenmanagement und sorgt für eine bessere Datenaktualität. Zukünftig kann das Unternehmen sicher sein, dass alle Anlagen immer der richtigen Abteilung und der korrekten Kostenstelle zugeordnet werden. Ausgeschlossen sind nun auch alle Fehler beim händischen Übertragen von Inventurlisten. Bis 2007 sollen die gesamten Berliner Wasserbetriebe auf RFID-Technik und den Einsatz mobiler Handhelds umgestellt sein.