Bilanz nach 6 Monaten

Mobile Web Experience kommt an: Ein Viertel mehr mobil-optimierte Webseiten

03.02.2016
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Maximilian Hille ist Analyst des IT-Research- und Beratungsunternehmens Crisp Research. Seine inhaltlichen Schwerpunkte sind Cloud Computing, Social Collaboration und Mobile Innovations.
Eine Untersuchung der Webseiten von über 500 führenden deutschen Unternehmen zeigt deutlich, dass sich bei der Mobile Web Experience Einiges bewegt: Fast jede vierte Webseite, die 2015 noch ohne sichtbare Anpassungen durchfiel, ist heute mobil optimiert. Auch in Sachen User Experience und Performance haben sich die Werte verbessert.
Eine angemessene Nutzererfahrung auf ist nur dann sichergestellt, wenn das mobile Layout hinreichend vom Desktop entfremdet ist.
Eine angemessene Nutzererfahrung auf ist nur dann sichergestellt, wenn das mobile Layout hinreichend vom Desktop entfremdet ist.
Foto: PureSolution, Fotolia.com

Spätestens mit dem Einzug des Smartphones und dem mobilen Arbeiten im Geschäftsalltag sind nahezu alle Unternehmen gezwungen, ihren Web- und Markenauftritt auch mobil besser verfügbar zu machen. Denn um die hohen Anforderungen hinsichtlich User Experience, die sich an Design-Best-Practices von Silicon Valley Startups, Facebook, Google etc. orientieren, erfüllen zu können, müssen die Web-Auftritte der Unternehmen teilweise erheblich angepasst werden.

Eine angemessene Nutzererfahrung auf den mobilen Geräten von unterwegs ist nur dann sichergestellt, wenn das mobile Layout hinreichend vom Desktop entfremdet ist. Dazu gehören optimale Größen der Schaltflächen und Texte, wie auch der Fokus auf wesentliche Funktionen und Tools, die mobil relevant sind. Außerdem sollten die Dateigrößen für Bilder und Anwendungen geringer ausfallen, um auch bei 3G- oder Edge-Verbindungen schnellen Zugriff zu bieten.

Zwei Möglichkeiten für eine bessere mobile Nutzung: Unterschiedliche Websites für Desktop & Mobile sowie Responsive Web Design
Zwei Möglichkeiten für eine bessere mobile Nutzung: Unterschiedliche Websites für Desktop & Mobile sowie Responsive Web Design
Foto: Crisp Research AG, 2015

Schwache Bilanz im Sommer 2015

Um zu untersuchen, wie gut führende Unternehmen in Deutschland tatsächlich für die Mobile Web Experience vorbereitet sind und wie viel Einfluss das im April 2015 angekündigte „Mobilegeddon“ von Google auf die Marketing- und Digitalabteilungen der Unternehmen hat, hat Crisp Research eine Studienmethodik entwickelt. Damit wurde zunächst in einer empirischen Befragung ein Meinungsbild der Entscheider zur Wichtigkeit und zum eigenen Planungsstand mobil optimierter Webseiten eingeholt. Darüber hinaus wurden anhand einer tool-basierten Untersuchung über 500 Webseiten auf ihre Initiativen und Meilensteine bei der Mobile Web Experience überprüft.

Es fiel auf, dass die Meinungen der Entscheider hinsichtlich ihrer Initiativen und die tatsächlich ermittelten Ergebnisse mitunter weit auseinander lagen. Obwohl die große Mehrheit der befragten Entscheider sich selbst ein gutes Zeugnis ausstellte, konnten nur 41 Prozent der Webseiten identifiziert werden, die mobil optimiert waren. Weniger als jede dritte Webseite (32 Prozent) nutzte Responsive Webdesign als neuen Standard für die Webseitenentwicklung. Bei der Usability wurden wenigstens einige Regeln bereits beachtet, sodass die Webseiten durchschnittlich 68 von möglichen 100 Punkten erzielen. In der Kategorie Performance schnitten die Webseiten mit durchschnittlich 58 Punkten etwas schlechter ab.

Januar 2016: Klares Bekenntnis zu einer besseren Mobile Web Experience

Um nun zu untersuchen, wie sich die Mobile Web Experience in deutschen Mittelstands- und Großunternehmen entwickelt hat, wurde die Analyse der Webseiten (2. Studienteil) noch einmal unter gleichen Voraussetzungen wiederholt. Das bedeutet, dass alle damals untersuchten Webseiten erneut hinsichtlich mobiler Webseite, Usability und Performance mit fast identischer Untersuchungsanordnung unter die Lupe genommen wurden. Verglichen mit der Untersuchung im Sommer 2016 wurde bei der Bewertung der Usability ein weiteres Kriterium berücksichtigt: die Vermeidung von sogenannten Interstitials. Interstitials sind Werbeinhalte, die einen direkten Seitenaufruf blockieren, sich vor der eigentlichen Seite aufbauen und erst manuell per Klick entfernt werden können. Es hat sich aber gezeigt, dass diese Anforderungen schon flächendeckend erfüllt werden, da fast keine Webseite die störenden Werbebanner aufweist.

Auch hat Google, dessen Page Speed Insight-Analyse-Methodik maßgeblich als Grundlage für die Untersuchung verwendet wurde, die Metrik für das abschließende Scoring deutlich verschärft. Daraus folgt, dass auch die Webseiten, die bereits im Sommer 2015 eine gute Punktzahl erreicht hat, dies in der neuen Analyse durch fortwährende Entwicklungen bestätigen müssen. Vor diesem Hintergrund ist es an dieser Stelle allerdings auch schwierig, besonders gewichtige Vergleiche zwischen den ermittelten Gesamt-Scores vorzunehmen.

Dennoch können bei der neuen Untersuchung klare Schlussfolgerungen gezogen werden: Es hat sich viel getan in Sachen Mobile Web Experience!

Vergleich Sommer 2015/Januar 2016
Vergleich Sommer 2015/Januar 2016
Foto: Crisp Research

Denn mittlerweile haben mehr als die Hälfte aller untersuchten Unternehmenswebseiten (52,4 Prozent) eine Optimierung, die auch die Anzeige auf dem Smartphone optimiert. Vor sechs Monaten waren dies noch gut 41 Prozent und damit deutlich weniger als die Hälfte aller Webseiten. Noch deutlicher wird die Entwicklung, wenn man betrachtet, dass absolut gesehen 72 Webseiten in den vergangenen 6 Monaten eine mobile Optimierung erhalten haben. Von denjenigen Webseiten, die seinerzeit nicht mobil optimiert waren, sind dies knapp 25 Prozent und damit jede Vierte. Demgegenüber stehen leider auch 15 Webseiten, die aufgrund von Umstellungen der Webseite einen Rückschritt gemacht haben und die Anforderungen an die mobile Optimierung nicht mehr erfüllen.

Darüber hinaus hat sich auch gezeigt, dass die Prognose für das Responsive Webdesign, als neuer de-facto-Standard für die Entwicklung, die Pflege und den Betrieb der Webseiten realistisch ist. Denn über 43 Prozent aller untersuchten Webseiten nutzen mittlerweile das Responsive Webdesign. Die gestiegene Zahl hängt zum einen damit zusammen, dass fast alle neu hinzugekommenen mobil-optimierten Webseiten bereits auf die neue Responsive Webdesign-Methode setzen und darüber hinaus auch einige Unternehmen ihre dediziert mobilen Webseiten auf den Responsive Webdesign-Standard gehoben haben, um mehr Flexibilität und Übersicht bei der Administration und Bereitstellung zu schaffen.

Dies führt dazu, dass insbesondere der Durchschnittswert in der Usability-Kategorie weiter verbessert wurde. Über alle untersuchten Webseiten hinweg betrug dieser 77 von 100 möglichen Punkten (vs. 68 im Sommer 2015). Denn gerade durch die Nutzung des Responsive Webdesigns werden Vorlagen für optimale Schrift- und Schaltflächengrößen sowie stets variable Breiten gleich mitgeliefert. Darüber hinaus hat sich im Vergleich zur Untersuchung 2015 auch die Performance leicht verbessert. Über die gesamte Stichprobe hinweg konnte sie sich von 58 auf 61 Punkte steigern.