Usability-Tipps für Android und iOS

Mobile Apps nutzbar gestalten

12.07.2012
Von Cornelia Seraphin
Die Usability einer Smartphone-App ist entscheidend für den späteren Verkaufserfolg. Welche Spielräume bieten die beiden Plattformen Android und iOS den Entwicklern und was müssen sie beachten?

Der Markt der mobilen Endgeräte wächst rasant. 2011 wurden laut Gartner 58 Prozent mehr Smartphones verkauft als im Vorjahr. Glaubt man Morgan Stanley, werden bereits in den nächsten fünf Jahren mehr Personen das Internet mit mobilen Geräten nutzen als mit Desktop-PCs. Die klaren Gewinner sind dabei Smartphones mit Betriebssystemen von Apple und Google. Ihr gemeinsamer Marktanteil lag Anfang 2012 bei fast 80 Prozent.

Auf den ersten Blick ähneln sich die aktuellen Smartphones mit Apples iOS und Googles Android stark: Sie lassen sich mit Gesten steuern und mit Apps aus einem vielfältigen Angebot erweitern. Diese Apps bieten einfache Lösungen für verschiedenste Problemstellungen. Die Philosophie des abgeschotteten iOS mit seinem intuitiven Bedienkonzept unterscheidet sich aber grundlegend vom offenen, frei verfügbaren Android.

Android bietet seinen Nutzern mehr Optionen zur Personalisierung als iOS, und das auf unterschiedlichen Ebenen: Ihnen steht zunächst eine Vielzahl von Smartphones verschiedener Hersteller zur Auswahl. Die Smartphones unterscheiden sich in Hardwareausstattung, Funktionsumfang und Preis.

Am Endgerät selbst kann der Nutzer den Homescreen mit Wallpapers, Widgets und Live Foldern individuell anpassen. Für eine noch tiefergehende Anpassung der Oberfläche können Launcher genutzt werden, die Anpassungen an der Anzahl der Homescreens und der Schnellstartleiste, dreidimensionale Darstellung bis hin zur selbst gewählten Belegung der Touchscreen-Gesten ermöglichen.

App-Entwicklern bietet Android vollständige Freiheit bei der Gestaltung von Applikationen. Durch die Möglichkeit, Apps mit der weit verbreiteten Programmiersprache Java und einer kostenlosen Entwicklungsplattform zu erstellen, wächst Google Play (ehemals Android Market) rasch und bietet viele kostenlose Apps.

Apple verspricht iPhone-Nutzern hingegen ein herausragendes Nutzungserlebnis. Grundlage des Konzeptes ist, die Bedienung so einfach wie möglich zu gestalten und Metaphern aus dem realen Leben zu nutzen, die der Anwender gut kennt und intuitiv anwenden kann. Apps aus dem App-Store sollen dem Nutzer möglichst die gleiche User Experience bieten, wie die in iOS integrierten Apps.

App-Entwicklern stellt Apple daher umfangreiche Guidelines zur Verfügung und kontrolliert die erstellten Apps, um die Qualität von Drittanbieter-Software sicherzustellen. Dadurch, dass Apps im Gegensatz zu Android nur für sehr wenige Hardware-Versionen und eine bestimmte Bildschirmgröße entwickelt werden müssen, ist es für die Entwickler einfacher, die Benutzeroberfläche oder Graphical User Interface (GUI) zu gestalten.

Apple unterstützt die Entwickler mit vielen Standard-Elementen und Funktionen. Beispielsweise haben Homescreen-Icons in iOS einen Glanzeffekt. Dieser lässt sich einfach auf erstellte App-Icons anwenden und erzeugt so den typischen iOS-Look & Feel. Durch diese Entwicklerhilfen wird die Einheitlichkeit bezüglich der Gestaltung und Bedienung der GUI unterstützt und iOS-Apps erzeugen oft einen harmonischeren Gesamteindruck als ihre Android-Variante.

App-Entwicklung ist anders

Bei der Entwicklung von mobilen Applikationen sind einige grundlegende Bedingungen zu berücksichtigen. In Abgrenzung zu Desktop-Anwendungen stehen deutlich geringerer Arbeitsspeicher und begrenzte Prozessorleistung zur Verfügung. Aufwändige Rechenleistungen sollten möglichst vermieden werden, um die Akkulaufzeit nicht zu sehr in Mitleidenschaft zu ziehen.

Die Multitouch-Oberfläche bietet nur eingeschränkte Eingabemöglichkeiten. Bei einer eingeblendeten virtuellen Tastatur geht ein großer Teil der Bedienoberfläche der Anwendung verloren und wegen der kleinen Tasten entstehen häufig Fehleingaben. Texteingaben sollten daher so gering wie möglich gehalten werden. Um sie zu reduzieren, können Systemeinstellungen ausgelesen, Sensoren wie beispielsweise GPS-Lokalisierung genutzt, Eingabevorschläge vorgesehen oder alternative Eingabeformen wie Spracheingabe genutzt werden.

Im mobilen Kontext nutzt der Anwender eine App, um schnell eine konkrete Aufgabe zu erledigen. Zur Bearbeitung ist immer ein Fenster im Vordergrund. Dieses sollte alle notwendigen Informationen zur Bearbeitung der Aufgabe beinhalten, ohne den Nutzer durch zu viele, unübersichtliche Elemente zu überfordern. Ein Multi-Tasking mit vielen geöffneten Fenstern wird schnell unübersichtlich und sollte ebenso vermieden werden. Beim App-Design sind daher intelligente Navigationswege zu entwickeln. Eine gute Benutzerführung unterstützt den Nutzer, indem sie seine Intentionen erahnt und kontextabhängig die beste Funktion zur Erfüllung der Aufgabe anbietet.

Die Bearbeitung wird im mobilen Umfeld oftmals unterbrochen. Es ist daher wichtig, den Status der Applikation jederzeit zu speichern, um die Bearbeitung später fortsetzen zu können. Auch sollte die App, wenn sie im Hintergrund läuft, möglichst keine Ressourcen nutzen.