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Mobilcoms UMTS-Finanzierung steht auf wackeligen Beinen

26.02.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Finanzierungszusage der France Télécom für den UMTS-Netzaufbau der Mobilcom AG ist offenbar vager formuliert als bisher angenommen. Einem Bericht der "Financial Times Deutschland" zufolge enthält das Kooperationsabkommen nur eine generelle Äußerung, dass der französische Partner "willig und in der Lage sei, bis zum Jahr 2010 rund zehn Milliarden Euro in den Netzaufbau von Mobilcom zu stecken". Das hatten die Franzosen in einem Brief an die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) geschrieben, nachdem der Büdelsdorfer Mobilfunkanbieter eine UMTS-Lizenz ersteigert hatte. Formelle Bürgschaften für einzelne Kredite gebe es nicht, sondern lediglich globale Zusagen in einem Kooperationsabkommen beider

Unternehmen.

Nach Unstimmigkeiten über die Höhe der erforderlichen Investitionen wird das im Frühjahr 2000 abgeschlossenen Kooperationsabkommen von den beiden Unternehmen unterschiedlich interpretiert. Mobilcom geht davon aus, dass die mit 28,5 Prozent beteiligte France Télécom für die Finanzierung zuständig ist und fordert deshalb weitere rund 1,4 Milliarden Euro für den Netzaufbau. Der mit rund 65 Milliarden Euro verschuldete Carrier aus dem Nachbarland hält dagegen einige hundert Millionen Euro als Finanzspritze für realistisch (Computerwoche online berichtete). Die Stunde der Wahrheit schlägt für die Norddeutschen im Sommer, wenn Mobilcom Verbindlichkeiten in Höhe von 4,7 Milliarden Euro in langfristige Kredite umwandeln muss und dazu eine Absicherung durch France Télécom benötigt.

Wie stark abhängig die Mobilcom von ihrem französischen Partner ist, belegen Zahlen aus einem Bericht der Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young, die an die Medien gelangten. Demnach müsste France Télécom bis zu 14 Milliarden Euro in den UMTS-Aufbau der Deutschen investieren.

Im Streit über die von der Ehefrau des Mobilcom-Chefs Gerhard Schmid erworbenen Aktien (Computerwoche online berichtete) räumte das Unternehmen inzwischen Zahlungen an die Firma von Sybille Schmid-Sindram ein. Das Unternehmen teilte am Montag mit, es habe der Millenium GmbH einen Betrag überwiesen, mit dem ein Aktienoptionsprogramm für Händler aufgelegt werden soll. Die in Medienberichten genannten Zahlen von 105 bis 126 Millionen Euro seien allerdings deutlich zu hoch. France Télécom hatte bereits zuvor erklärt, man sehe in der Transaktion eine Verletzung des Beteiligungsvertrags und hätte damit einen Grund, um aus dem Deal mit dem deutschen UMTS-Partner auszusteigen. (mb)