Fusion zwischen E-Plus und O2?

Mobilcom verscherbelt UMTS-Netz

07.03.2003
BÜDELSDORF (CW) - Die Mobilcom AG bietet ihre UMTS-Lizenz feil wie Sauerbier. Während ein Käufer dafür nicht in Sicht ist, haben der E-Plus-Mutterkonzern KPN sowie O2 Kaufinteresse an Teilen der von Mobilcom bereits installierten UMTS-Infrastruktur signalisiert.

Die nur knapp der Pleite entgangene Mobilcom AG hat nach eigenen Angaben bei sämtlichen großen TK-Konzernen in Europa sowie einigen US-Carriern angefragt, ob Interesse an einer Lizenzübernahme besteht. Ohne Erfolg. Das Unternehmen holte sich bei allen Adressaten einen Korb und will sein Glück nun noch bei den sechs größten international tätigen Venture-Capital-Gesellschaften versuchen.

Das Unterfangen, einen Käufer für die UMTS-Lizenz zu finden, dürfte jedoch aussichtslos sein, selbst für einen symbolischen Kaufpreis. Der Erwerb der Lizenz zöge nämlich die Verpflichtung nach sich, bis Jahresende ein Viertel der Bevölkerung in Deutschland mit einer UMTS-Infrastruktur zu versorgen. Schafft es Mobilcom nicht, seine Lizenz zu verscherbeln, fällt sie Ende des Jahres an die Regulierungsbehörde für Post und Telekommunikation zurück.

Während Mobilcom seine Lizenz also wohl nicht an den Mann bringen wird, könnte dies zumindest bei der schon vorhandenen UMTS-Infrastruktur gelingen. Die Büdelsdorfer hatten vor ihrem notgedrungenen Ausstieg bereits ein Netz mit 900 Basisstationen in Deutschland geflochten. An Teilen dieser Infrastruktur hat jetzt die E-Plus-Mutter KPN Kaufabsicht angemeldet, und auch Konkurrent O2 soll interessiert sein. Sollte einer der beiden Konzerne oder sogar beide den Zuschlag bekommen, könnte das ein Schnäppchen sein. Das von Mobilcom bisher errichtete UMTS-Network dürfte die Norddeutschen rund eine halbe Milliarde Euro gekostet haben. Beobachter rechnen damit, dass die Büdelsdorfer die Basisstationen nun für ein Butterbrot, sprich im unteren zweistelligen Millionenbereich, verkaufen müssen. KPN oder O2 könnten damit ein wenig an den Investitionskosten für den Aufbau ihrer UMTS-Netze sparen.

Noch stehen sich KPN und O2 als Konkurrenten gegenüber. Geht es jedoch nach dem Willen des KPN-Managements, könnten O2 Deutschland und E-Plus künftig gemeinsame Wege gehen. Wie KPN-Finanzchef Maarten Henderson mitteilte, würde ein Zusammenschluss der beiden deutschen Mobilfunker in die Logik seines Unternehmens passen. Aus Sicht von KPN gibt eine Fusion deshalb Sinn, weil damit Kosten eingespart und ein Marktanteil von rund 20 Prozent erreicht werden könnte, der zum Überleben notwendig sei. Derzeit halten T-Mobile und Vodafone zusammen über 80 Prozent Marktanteil. E-Plus bringt es mit 7,27 Millionen Kunden dagegen nur auf zwölf Prozent.

KPN wird laut Henderson aber nichts übers Knie brechen. Man werde den eingeschlagenen Sanierungskurs konsequent fortsetzen und weiter daran arbeiten, das Kundenprofil zu verbessern. Das heißt, E-Plus wolle verstärkt Vertrags- und Geschäftskunden adressieren, die mehr Umsatz einbringen als Prepaid-Teilnehmer.

Die von KPN-Chef Ad Scheepbouwer vergangenes Jahr eingeleitete Rosskur zeigt offenbar Wirkung. Im vierten Quartal 2002 schrieb der Konzern mit sieben Millionen Euro Nettogewinn wieder schwarze Zahlen. Dieser bescheidene Erfolg kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass KPN im vergangenen Geschäftsjahr einen Rekordverlust von 9,54 Milliarden Euro hinnehmen musste. Gegenüber den 7,5 Milliarden Euro von 2001 bedeutet das nochmals einen Anstieg um 27 Prozent. Der Verlust wurde vor allem durch konzernweite Abschreibungen in Höhe von 9,38 Milliarden Euro verursacht. Allein 5,22 Milliarden Euro davon entfielen auf die UMTS-Lizenz von E-Plus. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) stieg hingegen um 22 Prozent auf 4,38 Milliarden Euro. (pg)