Gerüchte um Einstieg von Hutchison Whampoa

Mobilcom steht vor einem Kahlschlag

04.10.2002
MÜNCHEN (CW) - Bei der krisengeschüttelten Telefongesellschaft Mobilcom sind vergangene Woche die erwarteten Entscheidungen gefallen. Das Unternehmen baut über 1800 Arbeitsplätze ab und stoppt zunächst den weiteren Aufbau seines UMTS-Netzes. Gleichzeitig gibt es Spekulationen um einen Einstieg des Mischkonzerns Hutchison Whampoa.

Die Botschaft, die Vorstandschef Thorsten Grenz am vergangenen Freitag seiner Belegschaft übermittelte, war schmerzhaft und eindeutig: Mobilcom muss 1850 der insgesamt 4200 Vollarbeitsplätze streichen; 850 davon entfallen auf das Kerngeschäft Mobilfunk, 1000 Stellen gehen in der UMTS-Sparte verloren. Im Zuge dieser Maßnahmen werden die Standorte Karlstein (bei Aschaffenburg), Hallbergmoos (bei München) sowie das Call-Center in Kiel ganz geschlossen. Gleichzeitig kündigte Grenz an, dass der weitere Ausbau des eigenen UMTS-Netzes bis auf weiteres "eingefroren" wird. An der UMTS-Lizenz will das Unternehmen aber festhalten.

Beabsichtigt sei, so Grenz, das Kerngeschäft, also den Verkauf von Verträgen für die drei Netzbetreiber T-Mobile, Vodafone und E-Plus, bis Mitte kommenden Jahres wieder in die Gewinnzone zu führen. Um dies zu erreichen, nannte der Mobilcom-Chef die schon im Vorfeld der Bekanntgabe des Sanierungsplans kursierende Zahl von 130 Millionen Euro, die eingespart werden müssten. Neben der kompletten Aufgabe dreier Standorte würden auch 50 unrentable Mobilcom-Shops umgehend geschlossen, hieß es weiter. Der gesamte Vertrieb und das Marketing der bisher in München angesiedelten Tochter Cellway sollen in die Firmenzentrale nach Büdelsdorf verlagert werden, die Marke "Cellway" als solche bleibe aber bestehen.

Hinter dem UMTS-Engagement stehen weitere Fragezeichen

Zurückhaltend äußerte sich Grenz zur weiteren UMTS-Strategie von Mobilcom: "Alle Netzbestandteile werden gewartet. Das Unternehmen hält sich damit die Möglichkeit offen, zu einem späteren Zeitpunkt wieder in UMTS zu investieren." Man hoffe zudem, dass der abtrünnige Partner France Télécom Schulden in Milliardenhöhe erlässt, um sich "jahrelange Rechtsstreitigkeiten zu ersparen".

Genau aus diesem Grund halten Branchenexperten die Zukunft des Büdelsdorfer Unternehmens weiter für ungewiss. Ein Ende September fälliger Kredit in Höhe von 4,7 Milliarden Euro wurde von den Banken zwar um vier Wochen gestundet. Ob der von der Bundesregierung inzwischen als Vermittler eingesetzte frühere Thyssen-Chef Dieter Vogel bis dahin eine Einigung mit dem französischen Staats-Carrier zustande bringt, gilt indes als zweifelhaft. Falls doch, könnte jedoch ein neuer Partner bei einer weitgehend schuldenfreien Mobilcom einsteigen, die im Besitz einer UMTS-Lizenz sowie eines immerhin schon halb aufgebauten Netzes sei, heißt es. Dieser Partner steht jüngsten Spekulationen zufolge auch schon fest: der in Hongkong ansässige Mischkonzern Hutchison Whampoa. Mobilcom-Chef Grenz dementierte dies jedenfalls nur halbherzig mit den Worten: "Hutchison Whampoa gehört sicher mit zu den Investoren, die unsere Entwicklung im Blick haben." (gh)