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Mobilcom rüstet sich für die Post-Schmid-Ära

27.03.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Nach der Entscheidung des Mobilcom-Chefs Gerhard Schmid, seine Aktien an ein Bankenkonsortium zu verkaufen (Computerwoche online berichtete), steht bei dem Mobilfunkanbieter aus dem norddeutschen Büdelsdorf nun die Planung der Post-Schmid-Ära auf dem Programm. Ein wichtiger Punkt ist dabei die Suche nach einem Kooperationspartner für den Aufbau eines deutschen UMTS-Netzes.

France Télecom hatte seinen Kooperationspartner Mobilcom, an dem der ehemalige Staatskonzern einen Anteil von 28,5 Prozent hält, bereits vor einigen Tagen zu einer Fusion aufgefordert. In diesem Zusammenhang wies France-Télécom-Chef Michel Bon darauf hin, dass die Kleinen auf Dauer keine Chance gegen T-Mobile und Vodafone hätten: "Nachdem die beiden Marktführer zusammen einen Marktanteil von 80 Prozent aufweisen, muss man der Konkurrenz ein drittes starkes Unternehmen entgegensetzen" (Computerwoche online berichtete). Auch der Finanzchef Jean-Louis Vinciguerra sprach sich in einer Telefonkonferenz erneut für eine Fusion von Mobilcom mit einem anderen UMTS-Netzbetreiber aus. Bei einem Merger würde die mit rund 60 Milliarden Euro Schulden belastete France Télécom

Minderheitsaktionär bleiben und könnte so das Geschäftsrisiko minimieren.

Unklar ist bislang noch, wer Schmids Nachfolge antritt. Laut Vinciguerra soll der neue Vorstandschef durch den Aufsichtsrat bestimmt werden. Nach Plänen von France Télécom werden künftig ein bis zwei Aufsichtsratsposten mit Vertretern des kreditgebenden Bankkonsortiums, das aus der Deutschen Bank, ABN Amro, Merill Lynch und Societe Generale besteht, besetzt sein. Gemeinsam mit den neuen Anteilseignern soll dann über einen vernünftigen Geschäftsplan mit begrenzten finanziellen Risiken beraten werden. Vinciguerra betonte jedoch, dass France Télécom nicht die operative Kontrolle über Mobilcom übernehmen werde.

Der französische Carrier will zusammen mit den künftigen Anteilseignern einen neuen Kreditplan ausarbeiten. Bereits im Juli läuft ein Darlehen in Höhe von 4,7 Milliarden Euro aus, das verlängert werden muss. Nach Darstellung von Vinciguerra ist dieser Kredit ein wesentlicher Grund für das Engagement der Gläubigerbanken, da diese eine Pleite des norddeutschen Unternehmens vermeiden wollen.

Die Mobilcom-Anleger reagierten heute verstimmt darauf, dass ihnen kein Übernahmeangebot unterbreitet wurde: Bis 14 Uhr fiel die Aktie um fast 15 Prozent auf 12,80 Euro. (mb)