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Mobilcom kündigt nach hohem Verlust Sanierung an

29.08.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der Büdelsdorfer Mobilfunkanbieter Mobilcom AG rutschte im zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahres tief in die Verlustzone: Aufgrund von außerplanmäßigen Abschreibungen und Rückstellungen in Höhe von insgesamt rund 150 Millionen Euro verbuchte das Unternehmen einen Nettoverlust von 172,8 Millionen oder 2,63 Euro pro Aktie. Das Minus liegt damit deutlich über dem Nettodefizit von 27,9 Millionen Euro im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Im vorangegangenen ersten Quartal hatte Mobilcom einem Fehlbetrag von minus 116,4 Millionen Euro ausgewiesen. Beim Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) konnte sich der Konzern gegenüber dem ersten Quartal von minus 120,7 Millionen auf minus 49,7 Millionen Euro verbessern. Im vergleichbaren Vorjahreszeitraum hatte Mobilcom aber noch ein EBITDA-Plus von 3,8 Millionen Euro geschrieben.

Der Umsatz des norddeutschen Unternehmens sank im Jahresvergleich von 669,5 Millionen auf 520 Millionen Euro. Mit 368,4 Millionen Euro erzielte Mobilcom knapp 70 Prozent der Gesamteinnahmen in der defizitären Mobilfunksparte. Der Bereich Festnetztelefonie/ Internet trug mit 143,7 Millionen Euro 28,3 Prozent zu den Gesamterlösen bei. Die verbleibenden 2,2 Prozent der Einnahmen verbuchte Mobilcom bei seinen sonstigen Aktivitäten, etwa bei der mittlerweile verkauften Comtech-Filialkette (Computerwoche online berichtete). Zum Stichtag am 30. Juni zählte Mobilcom insgesamt rund neun Millionen feste Kunden, 4,9 Millionen davon im Mobilfunk-Bereich. Das Unternehmens erklärte, nach Rückgängen zu Beginn des Geschäftsjahres habe sich die Handy-Kunden-Basis damit stabilisiert, gleichzeitig sei der Anteil der Vertragskunden auf 68,2 Prozent gestiegen.

Aufgrund der unbefriedigenden Ergebnisentwicklung im Mobilfunk will der Vorstandsvorsitzende Thorsten Grenz diesen Bereich nun restrukturieren. Der Nachfolger von Gerhard Schmid erklärte, künftig sei nicht allein die Anzahl der Kunden entscheidend. Vielmehr gelte es, attraktive Kunden zu identifizieren und langfristig zu halten. Zu diesem Zweck will Mobilcom die Effektivität in allen Bereichen der Kundenbetreuung und Verwaltung steigern. Die dabei anfallenden Kosten sollen das Ergebnis der Mobilfunksparte bereits im laufenden dritten Quartal stark belasten.

Trotz der Differenzen mit dem UMTS-Partner France Télécom sehen sich die Büdelsdorfer beim Ausbau des deutschen 3G-Netzes derzeit noch im Plan. Da es laut Grenz aber derzeit keine überzeugenden und kostengünstigen Endgeräte gäbe und weiterhin nur eine schwache Nachfrage nach mobilen Datendiensten zu verzeichnen sei, soll das UMTS-Projekt auf den Prüfstand gestellt werden. Dabei erwägt das Unternehmen unter anderem auch eine Neubewertung der UMTS-Lizenz.

Die Zahl der Mitarbeiter gegen Ende des zweiten Quartals bezifferte Mobilcom mit 5070 Angestellten, das sind 424 weniger als Ende März. Am 31 Juni 2001 hatte der Mobilfunkkonzern noch 5991 Menschen beschäftigt.

Eigentlich wollte das Unternehmen bereits am 13. August die Zahlen für das zweite Quartal bekanntgeben. Der Termin war jedoch mit dem Verweis auf erforderliche Abschreibungen um zwei Wochen verschoben worden. (mb)