Spekulationen um Internet-Tochter Freenet

Mobilcom klagt gegen UMTS-Lizenzen

29.09.2000
MÜNCHEN (CW) - Mobilcom-Chef Gerhard Schmid macht seinem Ruf als Enfant terrible der deutschen TK-Szene wieder einmal alle Ehre. Die Mobilcom-Tochter Mobilcom Multimedia GmbH hat Klage gegen die Rechtmäßigkeit der UMTS-Lizenzgebühren eingereicht.

In einer offiziellen Mitteilung spricht Mobilcom von einem Schritt "im Interesse der Shareholder". Aufgrund von Experten während und nach der Versteigerung der UMTS-Lizenzen wiederholt geäußerter Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Verfahrens habe man sich zu einer gerichtlichen Überprüfung entschlossen.

Der Präsident der Regulierungsbehörde, Klaus-Dieter Scheurle, zeigte sich in einer ersten Stellungnahme "äußerst verwundert". Die Mobilcom AG, die für rund 16,5 Milliarden Mark eine Lizenz erwarb, habe vor der Auktion sowohl der Versteigerung als auch den Lizenzbedingungen zugestimmt. Auch in Kreisen der anderen UMTS-Lizenznehmer wurde der Vorstoß von Mobilcom eher verhalten kommentiert. Man orientiere sich nach vorne und konzentriere sich auf den Aufbau des UMTS-Netzes, hieß es vielerorts. Insider wollen indes von der Prüfung juristischer Schritte auch bei anderen Netzbetreibern wissen; die Branche habe sich jedoch nicht auf ein gemeinsames Vorgehen einigen können.

Für Schlagzeilen sorgten in der vergangenen Woche auch Spekulationen, wonach Mobilcom seine 77-Prozent-Beteiligung am Internet-Service-Provider Freenet veräußern möchte, um den Erwerb der UMTS-Lizenz finanzieren zu können. Diese von der "Financial Times Deutschland" verbreitete Meldung wurde allerdings von Mobilcom umgehend dementiert. Man habe lediglich eine Investmentbank beauftragt, die "strategischen Möglichkeiten einer internationalen Positionierung" von Freenet zu prüfen, da "international ausgerichtete Online-Dienste an der Börse überwiegend höher bewertet werden". Die Lizenz könne man wie angekündigt aus Eigenmitteln beziehungsweise mit Bankkrediten bezahlen.