Personal-Management/Kommentar

Mobbing und Dampfplauderei

30.11.2001
Hans Königes Redakteur CW

In diesen Tagen vernimmt man auf Kongressen und bei Podiumsdiskussionen den dringenden Appell der Firmenchefs und der Personaler, die Mitarbeiter nicht vor die Tür zu setzen, erstens, um nicht das wertvollste Kapital des Unternehmens zu verlieren, und zweitens, weil es nächstes Jahr mit der Konjunktur wieder bergauf gehe. Dann würden ja die Beschäftigten unbedingt gebraucht.

Aber oft ist es so, dass gerade in solchen Unternehmen, in denen die Chefs diese Sonntagspredigten gut beherrschen, die Beschäftigten wenig zu lachen haben und Personalabbau auf der Tagesordnung steht. Teilweise wird er in großem Stil praktiziert, aber es gibt auch die subtilen Methoden. Beliebt ist zum Beispiel bei einigen Unternehmen, Mitarbeiter von heute auf morgen zu versetzen. So hatte unlängst ein bayerisches IT-Unternehmen eine Führungskraft von Hamburg nach München geholt. Diese übersiedelte dann auch brav mit Familie und drei Kindern in den Süden - inklusive Hauserwerb. An einem Freitag nachmittag wurde dem Mann dann mitgeteilt, dass er eine neue, dauerhafte Aufgabe im Ruhrgebiet erhalte und am Montag anzufangen habe. Oder: Der Mitarbeiter einer weltweit agierenden Unternehmensberatung wurde im wahrsten Sinne des Wortes in die Wüste - nach Riad - geschickt, um dort ein IT-Projekt zu organisieren. Er sagte nein, und damit war klar, dass er sein Sabbatical - so nennen einige Unternehmen mittlerweile einen mehrmonatigen Pflichturlaub - nehmen musste.

Es bestreitet niemand, dass die Zeiten härter geworden sind. Umfragen bestätigen sogar, dass Mitarbeiter zu einigen Opfern bereit sind. Weniger glücklich können sie allerdings über die mancherorts praktizierten rabiaten Methoden des Managements sein. Spätestens dann, wenn es besser wird - und das soll es ja -, sind die Firmen die Guten los. Dann fängt das Gejammer um die fehlenden qualifizierten Mitarbeiter von vorne an.