"Mittlere Datentechnik" im Getränkevertrieb MDT-Kosten bezahlen sich durch Leergutkontrolle

03.10.1975

ROSENHEIM - Fritz Munsch, Inhaber des gleichnamigen Getränkevertriebs in Rosenheim, mochte "seinen Computer" im Büro nicht mehr missen: eine MDT-Anlage TA 1000 (12 K Byte, zwei Kassettenlaufwerke). Gemessen am Umsatz des Familienunternehmens - rund 2 Millionen Mark - investierte Fritz Munsch in die Neuorganisation seines Vertriebes eine Menge Geld: rund 90 000 Mark, davon rund 15 000 Mark für Software, die der Hardware-Lieferant Triumph-Adler erstellte.

"Aber jetzt weiß ich doch endlich, was im Laden läuft", meint der Getränkehändler, "vor allem haben wir das leidige Leergut-Problem im Griff." Das ist in der Tat ein Branchenproblem. Allein bei Fritz Munsch stehen in Hof und Halle leere Bier- und Sprudelkästen im Wert von zigtausend Mark, der Wert des insgesamt umlaufenden Leergutes, das Eigentum des Vertriebsunternehmens ist, beläuft sich auf rund 400 000 Mark.

Kapital besser genutzt

Vor der Installation des MDT-Computers wurden Bestellungen, Lieferscheine und Fakturen mit der stets erforderlichen Leergutabrechnung manuell erledigt. Nachlässigkeit der Verkaufsfahrer und ungenaue Abrechnungsmethoden ließen den Leergutumschlag

zum "Faß ohne Boden" werden. "Die bessere Leergutkontrolle hilft uns soviel Geld sparen, daß sich der Computer davon fast bezahlt macht", stellt E Fritz Munsch fest, "mein Kapital steht i nicht mehr wochenlang ungenutzt bei anderen Leuten rum."

Über Jahrzehnte hinweg hatte der Getränkevertrieb mit Verkaufsfahrern gearbeitet. Nach der Umstellung holen jetzt Vorverkäufe bei den gewerblichen und privaten Kunden im Kreis Rosenheim die auf Bestellformulare aufgezeichneten Auftrage herein. Nach der Bestellung wird per Lkw ausgeliefert. Der Fahrer vermerkt zusätzlich den Leergut-Tausch. Noch am gleichen Tag, spätestens aber am nächsten Morgen, wird auf der MDT-Anlage fakturiert. Kundenadressen (rund 1500) und Artikelnummern und Preise (rund 170 Artikel) werden von Magnetbandkassetten abgerufen. Der MDT-Computer schließt die Rechnung selbsttätig ab. Da die Kunden überwiegend im Bankeinzugsverfahren zahlen, wird der Bankabruf gleich mit ausgedruckt. Die Umsätze werden auf den Kundenkonten in der Kassette fortgeschrieben. Mit der Rechnung wird der Leergut-Umschlag erfaßt, so daß auf die Dauer eine genaue Kontrolle über Leergut-Soll und -Haben der Kunden möglich ist.

Eine Besonderheit im Ablauf sind gewerbliche Kunden, die dekadenweise Sammelrechnungen bekommen. Für sie wird im Lieferrhythmus sozusagen ins Leere fakturiert, dekadenweise werden vom Kundenkonto auf der Kassette die Sammelrechnungen ausgedruckt. Die Daten aus der Fakturierung werden über die Kassette in Buchhaltung übernommen. Im Regelfall wird vormittags fakturiert (rund 150 Rechnungen täglich) und nachmittags gebucht. Warenbewegungen auf dem "Artikelband" und Umsatzbewegungen auf dem "Kundenband" sind die Basis für periodische Auswertungen und Statistiken Dazu wurde die seit etwa einem Jahr installierte Anlage im letzten Frühjahr von 8 auf 12 K Byte aufgestockt, um sie "sortierfähiger" zu machen. Statistiken (Umsätze in Warengruppen, nach Kundengruppen oder individuell kundenbezogen; saisonale Schwankungen, Relationen von Kundenumsätzen und Vertriebsaufwand und viele andere Details) werden wöchentlich, monatlich

oder vierteljährlich ausgedruckt. Für Fritz Munsch ist damit sein Büro-Computer neben der rationelleren Abwicklung der Tagesarbeit zu einem Führungsinstrument geworden. "Der Durst ist groß, aber die Konkurrenz ist noch größer", meint der Getränkeverleger, "da muß man auf Draht sein. Mein Computer hilft."