Vernetztes Denken ist gefragt

Mittelstand profitiert zu wenig von der Digitalisierung

31.07.2009
Vor allem in mittelständischen Unternehmen verhindern die vorherrschenden Denkmuster eine intensivere Vernetzung der Firmen untereinander.

Viele Firmen arbeiten entweder gar nicht oder nur punktuell mit anderen zusammen. Dabei könnten sie wesentlich zielgenauer auf die Wünsche von Partnern und Kunden eingehen, effizienter entwickeln und Waren sowie Dienstleistungen mit weniger Aufwand distribuieren, wenn sie sich vernetzen würden. Vor allem Mittelständler würden dadurch viel mehr erreichen. Allein sind sie nicht groß genug, etwa um genug Einkaufsmacht zu entwickeln. Gemeinsam dagegen kämen sie schnell auf das Einkaufsvolumen eines Großunternehmens und könnten die Preise ihrer Lieferanten drücken. Die gescholtenen Firmen behaupten meist, Software, Netze oder Schnittstellen erschwerten eine engere Kooperation. Das stimmt. Es kann eine Sisiyphos-Arbeit sein, eine Warenwirtschaft mit einer anderen zu verbinden und aus den Tiefen der Datenbanken gemeinsame Bestellmengen eines bestimmten Halbfertigprodukts und einen verträglichen Preis zu generieren.

Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Mindestens genau so stark fällt ins Gewicht, dass sich viele Unternehmen einfach nicht viel von einer intensiven Vernetzung versprechen. Sie glauben nicht, dass ihnen andere Firmen etwas bieten könnten, das sie nicht selbst schon haben oder sogar besser machen. Jeder Fortschritt geht vom eigenen Unternehmen aus. Und wenn doch ein anderer besser ist, dann gilt es, ihn zu überholen, anstatt seinen Wissensvorsprung durch Kooperation zum gemeinsamen Vorteil zu nutzen.

Doch in einer Welt, die zumindest technisch umfassend vernetzt ist, in der riesige Datenströme um den Globus kreisen, in der praktisch alles mit jedem zusammenhängt, hat sich die Hoffnung überlebt, aus einem individuellen Vorsprung Kapital zu schlagen. Wenn der Gedanke stimmt, dass vier Augen mehr sehen als zwei, mehr kluge Köpfe bessere Ideen ausbrüten als einer: Warum machen sich Unternehmen das nicht stärker zunutze? Warum vernetzen sie sich nicht enger mit Partnern, Lieferanten und vor allem mit ihren Kunden? Die Technik ist nicht das entscheidende Hindernis, die Hürden entstehen vor allem im Kopf. Vernetztes Denken ist leider noch Mangelware.

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