Recruiting

Mittelstand lehnt Chatbots für Bewerber ab

02.03.2018
Um erfolgreich neue Mitarbeiter zu rekrutieren, ziehen mittelständische Unternehmen in Deutschland das persönliche Bewerber-Management automatisierten Prozessen vor. Dies ergab eine Umfrage der Personalberatung Hype.
  • Kleine und mittelständische Unternehmen wollen sich bei der Personalauswahl nicht auf Algorithmen verlassen.
  • People-Analytics-Werkzeuge werden im Mittelstand nur wenig genutzt.
  • Um als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden, sollten Mittelständler ihr Unternehmensprofil schärfen.

Die Studie der Personalberatung Hype unter 230 Geschäftsführern, HR-Managern sowie Recruitern aus dem Mittelstand brachte ans Licht: Die Skepsis gegenüber der fortschreitenden Digitalisierung im Recruiting zeigt sich am stärksten in der Ablehnung von Chatbots. 72,5 Prozent der Befragten, so die Umfrage, verzichten auf den Einsatz der elektronischen Assistenten, die dank künstlicher Intelligenz zunehmend selbständig mit Bewerbern "sprechen" können. 65,8 Prozent setzen auch keine People-Analytics-Werkzeuge ein, um zusätzlich zu den üblichen Bewerberdaten etwa aus Lebenslauf und Projektliste kombinierte Informationen zu nutzen wie zum Beispiel Persönlichkeitstyp, Alter, Karrierelevel, Verweildauer in vorangegangenen Positionen und Entfernung des Wohnorts vom Arbeitsort. Diese Vielzahl an Informationen dienen als Quellen für Algorithmen, die berechnen, welcher Kandidat am besten für eine Stelle geeignet ist.

Mittelständische Unternehmen setzen im Recruiting mehr auf den persönlichen Kontakt als auf Chatbots.
Mittelständische Unternehmen setzen im Recruiting mehr auf den persönlichen Kontakt als auf Chatbots.
Foto: sdecoret - shutterstock.com

Auch gegen Online-Assessments sprechen sich 63,2 Prozent der kleinen und mittelständischen Betriebe aus. Diese Web-basierenden Verfahren werden nach der Vorauswahl von Kandidaten auf Basis ihrer Lebenslaufinformationen organisiert und dienen zur Negativselektion, da sie diejenigen Bewerber identifizieren, die höchstwahrscheinlich die nachfolgenden Auswahlstufen nicht überstehen würden. Getestet werden dabei persönliche Eigenschaften wie Leistungsmotivation und Kontaktfähigkeit sowie Gewohnheiten und Verhaltensweisen von Bewerbern.

Persönlicher Kontakt wird großgeschrieben

"Die Untersuchung zeigt, dass die mittelständischen Arbeitgeber großen Wert auf den persönlichen Kontakt mit den Bewerbern legen", unterstreicht Hype-Inhaber Frank Rechsteiner. Statt virtuelle Roboter für die Kommunikation mit potenziellen Interessenten einzusetzen, bevorzugen kleine und mittelgroße Firmen den direkten Austausch von Angesicht zu Angesicht. Ebenso wenig wollen sie sich bei der Personalauswahl auf Algorithmen verlassen, sondern ziehen das menschliche Urteilvermögen vor.

Frank Rechsteiner: "Wer ein authentisches Recruiting betreiben möchte, braucht zuallererst Transparenz, welche Werte im Umgang mit Mitarbeitern, Partnern und Kunden tatsächlich gelebt werden."
Frank Rechsteiner: "Wer ein authentisches Recruiting betreiben möchte, braucht zuallererst Transparenz, welche Werte im Umgang mit Mitarbeitern, Partnern und Kunden tatsächlich gelebt werden."

Damit punkten mittelständische Unternehmen auch im Recruiting mit den Werten, die sie von Konzernen unterscheiden, so Rechsteiner: "Wo das persönliche Verhältnis zum Arbeitgeber im Mittelpunkt steht, sind Mitarbeiter keine Rädchen im Getriebe. Sie erfahren Wertschätzung und Aufmerksamkeit und haben viel eher die Möglichkeit, selbst Entscheidungen zu treffen und eigenverantwortlich zu handeln."

Das Unternehmensprofil schärfen

Um als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden und die Kandidaten langfristig an sich zu binden, rät Rechsteiner den Mittelständlern vor allem zur Schärfung ihres Unternehmensprofils: "Wer ein authentisches Recruiting betreiben möchte, braucht zuallererst Transparenz, welche Werte im Umgang mit Mitarbeitern, Partnern und Kunden tatsächlich gelebt werden." KMU sollten diesen Fragen im Rahmen von Workshops mit den Mitarbeitern aller Fachbereiche nachgehen und diese auch um konkrete Vorschläge zur Verbesserung der Unternehmenskultur und Arbeitgebermarke bitten. Die dabei entwickelten Alleinstellungsmerkmale ermöglichen Jobangebote, die einen Arbeitgeber von der Masse seiner Mitbewerber unterscheiden - etwa durch den Aufbau innovativer Themen, begrenzte Reisetätigkeit, lokalen Kundeneinsatz, Home Office oder Teilzeitmöglichkeiten auch auf Leitungsebene.

Diskutieren Sie mit!

Die Studienergebnisse wurden in dem Themendossier "Future Recruiting für den Mittelstand" zusammengefasst und werden um konkrete Handlungsempfehlungen für KMU ergänzt. Das Themendossier steht unter http://www.frankrechsteiner.de/ zum Download bereit. Zusätzlich findet am Vormittag des 11. April eine Kurzpräsentation der Ergebnisse mit einem anschließenden Round Table in den IDG-Räumen in München-Schwabing statt. Anmeldungen sind möglich unter frank.rechsteiner@hypeonline.de.