Nach der 4300-Ankündigung erholt sich das 148er-Geschäft:

Mittelstand kurbelt das DV-Leasing an

27.04.1979

HANNOVER (ee) - Kleinere und mittlere Betriebe scheinen nach den Erfahrungen der Deutschen Leasing AG gegenwärtig die Konjunktur im EDV-Geschäft zu stützen. Dies lasse sich aus den Vertragsabschlüssen der DL ablesen, wie Franz Pogodda, stellvertretendes Vorstandsmitglied der Gesellschaft, der COMPUTERWOCHE auf Befragen mitteilte. Der Aufschwung im EDV-Geschäft hat - nach der zögernden Geschäftsentwicklung vor den wesentlichen IBM-Ankündigungen der vergangenen Monate (System 38, /8100 und System 4300) - spürbar an Beschleunigung gewonnen.

Insgesamt konnte die DL im ersten Halbjahr des neuen Geschäftsjahres einen Umsatzzuwachs von 25 Prozent verbuchen, wobei das Computergeschäft aber nicht ganz die 40 Prozent Zuwachs (37 Prozent vom DL Gesamtmietvolumen) des vergangenen Jahres erreichen dürfte. Übrigens: Während im Gesamtgeschäft in der Regel 20 Prozent der angebahnten Leasingkontakte nicht zustande kommen, fielen bei EDV-Kunden nur fünf Prozent der Unternehmen bei der Bonitätsprüfung durch.

Pogodda verdeutlichte, daß aus der Herstellerstrategie, dem Verkauf von EDV-Anlagen eine Präferenz gegenüber der eigenen Vermietung einzuräumen, für das EDV-Leasing zusätzliche positive Impulse entstanden sind.

Als Begründung sieht der Frankfurter "Liquiditäts-Lieferant", daß beispielsweise IBM die Preise der kleineren Anlagen der 370er Serie mehrfach gesenkt und dabei jeweils den Kaufpreis gegenüber dem Mietpreis überdurchschnittlich reduziert; zuletzt, im Januar 1979, wurde bei einer erneuten Kaufpreissenkung von 15 bis 18 Prozent die Herstellermiete überhaupt nicht mehr zurückgenommen. Die Veränderungen ermöglichen den Leasing-Gesellschaften, die günstigeren Einkaufskonditionen in ihren Mieten weiterzugeben und den ohnehin vorhandenen Kostenvorteil der Leasing-Miete gegenüber der Herstellermiete weiter auszubauen.

Auch in der Ankündigung der IBM-Serie 4300 sieht die DL, "im Gegensatz zu manchen ersten Äußerungen, keine Beeinträchtigung des EDV-Leasing, sondern neue Chancen". Gerade durch das günstige Preis-/Leistungsverhältnis der neuen Serie ergeben sich drei wesentliche Vorteile für EDV-Leasing:

IBM - und damit sicherlich die gesamte Computerbranche - will und muß viel mehr Anlagen "an den Mann bringen". Das bedeutet gleichzeitig mehr Bedarfsfälle für Leasing.

Mit der weiteren Preissenkung für Hardware haben Anbieter von offenen Restwertverträgen immer weniger Marktchancen. In jüngster Zeit werden kaum noch derartige Verträge abgeschlossen, weil die bei Vertragsbeginn einkalkulierten Restwerte angesichts der Marktveränderungen schwer erzielt werden können. Ob Restwertverträge nun endgültig der Vergangenheit angehören, mochte Pogodda nicht präzis beantworten. Er betonte aber, das Verhältnis der Mietpreise zu den Kaufpreisen ist auch bei der neuen IBM-Serie so, daß bei sinnvollen Laufzeiten von etwa vier Jahren Leasing nach wie vor günstiger angeboten werden kann als die Hersteller-Langzeitmiete. Die Einsparungen betragen je nach Konfiguration zehn Prozent.

Dagegen spricht auch nicht, daß IBM für die Serie 4300 eine 24-Monats-Miete anbietet. Denn die augenblickliche Strategie ist nur sinnvoll, wenn die Konzeption langfristig ist. Gerade die Anwender, die die 4300 einsetzen, planen nach den Feststellungen der DL einen langfristigen Einsatz.

Nachdem die Anwender über die 4300 Klarheit bekommen haben, stieg das Interesse an Leasing-Verträgen für die Modelle 138 und 148 der 370er Serie", die in der ersten Aufregung manche Leute schon für "Oldtimer" gehalten hatten".