Forum Euro will bei der Währungsumstellung helfen

Mittelstand kommt mit Euro nicht klar

16.03.2001
MÜNCHEN (qua) - Zwei Drittel der deutschen Unternehmen haben ihre Systeme noch nicht auf die europäische Einheitswährung umgestellt, so eine Studie der Pricewaterhouse-Coopers GmbH (PwC). Dem Mittelstand dabei helfen will das "Forum Euro", ein Netzwerk aus IT-Anwendern, -Anbietern und -Beratern.

"Geburtshilfe leisten", so definiert Olaf Danne, Euro-Experte bei der Deutschen Telekom und Sprecher des Forums, die selbst gestellte Aufgabe. Gründungsmitglieder des Unternehmensnetzwerks sind Degussa, Deutsche Post, Deutsche Telekom und IBM Deutschland, die Berater PwC, KPMG, SEC Consulting AG, Management Information Consulting GmbH (Manic) und Siemens Business Service sowie die Softwareanbieter Merant und Software AG. Zur Zusammenarbeit haben sich neben der Industrie- und Handelskammer (IHK) Köln auch die Europäische Kommission und die Fédération des Experts Comptables Européens bereit erklärt. Weitere Interessenten sind willkommen.

Die meisten Teilnehmer hatten sich seinerzeit schon zur "Initiative 2000" zusammengefunden, einem Anbieterbündnis in Sachen "Jahr-2000-Problematik". Wie dessen ehemaliger Sprecher, SEC-Geschäftsführer Frank Sempert, erläutert, haben Aktivitäten wie diese maßgeblich dazu beigetragen, dass die viel beschworene Katastrophe zum Jahreswechsel 1999/2000 ausblieb. Eine ähnliche Rolle soll nun das Forum Euro spielen.

Als eine ihrer Aufgaben begreifen die Mitglieder die Information über tatsächlichen Termine und die gesetzlichen Bestimmungen. Nicht, wie fälschlicherweise verbreitet, zur Mitte, sondern zu Beginn des kommenden Jahres müssten alle Systeme auf zweierlei vorbereitet sein: auf die Korrespondenzfähigkeit in der Einheitswährung, also auf das automatische Akzeptieren und Erstellen D-Mark-freier Bestellungen und Rechnungen, sowie auf den Euro als "Hauswährung", sprich: das interne Verarbeiten von korrekten Währungsbeträgen. Wer dazu nicht in der Lage sei, müsse mit Sanktionen seitens des Finanzamts, der Gläubigerbanken und der Versicherungen rechnen.

Offenbar sind sich nicht alle deutschen Betriebe darüber im Klaren. Die PwC-Befragung, an der 123 Unternehmen unterschiedlicher Größenordnung teilnahmen, erwies: Nur 38 Prozent der Befragten haben ihre Hauswährung bereits umgestellt. Die Ergebnisse früherer Untersuchungen legen die Vermutung nahe, dass dieser Wert bei den kleinen und mittlereren Unternehmen weit höher liegt als bei den Großkonzernen.

Für Insider klingen die Ergebnisse der PwC-Studie keineswegs neu - und genau deshalb alarmierend. Bis zum 31. Dezember dieses Jahres bleiben nur noch neuneinhalb Monate. Doch der Stand der Vorbereitungen hat sich im vergangenen Jahr kaum verbessert. Dabei verursacht die Euro-Umstellung, so die Erfahrung der von PwC Befragten, rund anderthalbmal so viel Aufwand wie die Datumsanpassung für das Jahr 2000. Besonders teuer kommt sie die kleinen Unternehmen zu stehen - relativ zu deren Umsatz.

Aus diesen Gründen werden auch die bereits Euro-fähigen Konzerne nervös - hängt ihr Geschäft doch unmittelbar vom reibungslosen Informationsaustausch mit den oft mittelständischen Zuliefer- und anderen Partnerunternehmen ab. So hat sich die Degussa AG entschlossen, das Forum Euro zu unterstützen - "keineswegs aus reinem Altruismus", wie Jürgen Hörtig, Leiter des Umstellungsprojekts bei dem Chemieriesen, bestätigt.

In den kommenden zwölf Monaten will das Forum Euro unter www.forum-euro.de Ansprechpartner, Erfahrungsberichte, Check- und Literaturlisten, Veranstaltungstipps sowie ein Diagnose-Tool anbieten. Selbstverständlich stehen die Consultants gegen Entgelt auch mit Rat und Tat zur Verfügung - obschon eine "Vollberatung" laut Danne "für Mittelständler nicht bezahlbar" ist.

Abb: :"Hauswährung" Euro

Die Mehrzahl der von PwC befragten Unternehmen kann die europäische Einheitswährung intern noch nicht verarbeiten. Quelle: Pricewaterhouse-Coopers