Produktpiraterie

Mittelstand kann geistiges Eigentum kaum schützen

19.08.2009
Von 
Peter Gruber arbeitet für die Portale Computerwoche und CIO.
Für den Erfolg eines Unternehmens werden selbst immaterielle Werte wie Mitarbeiter, geistiges Eigentum sowie Struktur- und Beziehungskapital bedeutsamer bewertet als materielle Werte. Zu diesem Ergebnis kommt eine Befragung von 295 deutschen Firmen im Rahmen der Studie "Die volkswirtschaftliche Bedeutung geistigen Eigentums und dessen Schutzes mit Fokus auf den Mittelstand".

Die Studie wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie mit Unterstützung des Fachgebietes für Innovationsökonomie der TU Berlin veranstaltet. Unterstrichen wird der Stellenwert immaterieller Werte für die Unternehmen dadurch, dass diese in den vergangenen fünf Jahren einen noch viel größeren Bedeutungszuwachs für den Erfolg eines Unternehmens erfahren haben als die materiellen Werte. Mit dieser Entwicklung korrespondierend, geht die steigende Zahl der Patentrechte in Deutschland einher.

Deutschland ist in der EU am stärksten betroffen

Laut Erhebung sind deutsche Unternehmen von unerlaubter Nachahmung rechtlich geschützten Know-hows stark betroffen. Über zwei Drittel der befragten Unternehmen gaben an, schon einmal von Produkt- und Markenpiraterie betroffen gewesen zu sein. Dabei nannte jedes zehnte der befragten Unternehmen innerhalb der EU Deutschland als Ursprungsland unerlaubter Nachahmung vor Italien und Frankreich. Außerhalb der EU führt China vor der Türkei und den Vereinigten Staaten die Sünderkartei an. Der jährliche gesamtvolkswirtschaftliche Schaden daraus wird für Deutschland auf 50 Milliarden Euro beziffert.

Mittelstand kann sich nur schwer schützen

Als Problem nennt die Studie, dass es selbst bei unmittelbarer Betroffenheit für mittelständische Unternehmen nicht möglich oder nicht effizient ist, ihre Aktivitäten zum Schutz vor Produkt- und Markenpiraterie zu erhöhen. Vor diesem Hintergrund sei es noch fataler, dass bei den Unternehmen ein großes Informationsdefizit über öffentliche Unterstützungsprogramme für kleine und mittlere Unternehmen bestehe.

Einseitige Konzentration auf den Patentschutz

Die Studie empfiehlt von daher eine bessere Koordination und Kommunikation auf Bund- und Länderebene. Kritisch wird ebenfalls angemerkt, dass die Schutzmaßnahmen in Deutschland zu stark auf das Instrument des Patentschutzes orientiert sind. Aufgabe der wirtschaftspolitisch Verantwortlichen, so der Report, müsse es auch sein, Alternativen wie strikte Geheimhaltung, ein defensives Publikationsverhalten oder starken Markenschutz aufzuzeigen. Wobei es für ein erfolgreiches Agieren noch wichtiger wäre, all diese Instrumente entsprechend eines klar definierten Geschäftsmodells optimal miteinander zu kombinieren.