Ratgeber Outsourcing

Mittelständler lagern ungern aus

12.08.2009
Von 
Michael Hermann ist seit 2014 als Autor für IT- und TK-Themen bei Palmer Hargreaves tätig. Bereits seit 2000 schreibt er als Fachjournalist über Informations- und Kommunikationstechnologie. Zu seinen derzeitigen Schwerpunkten zählen Cloud Computing, Rechenzentren, Internet der Dinge (IoT) und künstliche Intelligenz. 

Standardisierung und Innovation

Eine Standardisierung von Software-Diensten samt Weiterentwicklung strebt beispielsweise der Windkraftanlagenbauer Nordex an. Das schnell wachsende Unternehmen baut seine zentrale SAP-Landschaft ständig aus und führt sie in alle Unternehmensbereiche ein. Das ursprüngliche Auslagerungskonzept stieß dabei an seine Grenzen. Der frühere Dienstleister war auf den Betrieb von Applikationen in einer standardisierten Umgebung eingestellt, nicht aber auf den Ausbau. Daher änderte Nordex die Outsourcing-Strategie und verteilte die Aufgabe auf zwei Anbieter. Mit dem Outsourcing beauftragte der Anlagenbauer Pironet NDH, als SAP-Beratung verpflichtete Nordex das Unternehmen Gambit Consulting. "Dadurch stellen wir einerseits den Applikations-Betrieb sicher und haben andererseits das nötige Know-how, um ausgelagerte ERP-Systeme spezifisch an unsere Anforderungen anzupassen", begründet Nordex-CIO Jasper Bhaumick die Wahl.

So galt es für das Outsourcing-Tandem beispielsweise, zusammen mit dem internen SAP-Team von Nordex die Buchungsbelege für das Geschäftsjahr 2008 im laufenden Betrieb zu migrieren. Grund war die konzernweite Umstellung der Hauptbuchhaltung auf IFRS und local GAAP. Bei diesem Projekt zeigten sich die Vorzüge von virtualisierten Servern. "Mit ihrer Hilfe lassen sich einfacher Klone eines Softwaresystems für aufwendigere Funktionstests erstellen um die Abnahme für den Produktivbetrieb durchzuführen", erläutert Nordex-CIO Bhaumick. Ein weiteres Projekt zielte auf die mobilen SAP-Anbindung der Feldtechniker des Windkraftanlagenbauers. Die Techniker können sich nun weltweit via Notebook in das zentrale Unternehmens-SAP einwählen und alle notwendigen Informationen für ihre Serviceaufträge abrufen.

Das Vertragsmodell ist wichtig

Für solche Eingriffe in ausgelagerten Softwarelandschaften sind entsprechende vertragliche Vereinbarungen erforderlich. Daher entwickelte Nordex mit Pironet NDH ein Vertragsmodell, das dem Unternehmen für das angepeilte Wachstum seiner IT Kalkulationssicherheit bietet, ihm aber gleichzeitig ermöglicht, seine Systeme mit der dynamischen Geschäftsentwicklung zu synchronisieren. Dadurch kann der Anlagenbauer seine Softwarelandschaft durch Outsourcing schrittweise zu einem hoch integrierten Gesamtsystem ausbauen. "Unter diesen Bedingungen hat sich bei Nordex das Application-Outsourcing sogar zum Garanten für das schnelle Wachstum und die ehrgeizige Fortentwicklung der IT entwickelt", resümiert Nordex-CIO Bhaumick.

Voraussetzung für ein Outsourcing-Projekt ist in jedem Fall, dass die Karten auf Anbieter- und Anwenderseite vor Beginn offen auf dem Tisch liegen. Um Erwartungen in realistische Bahnen zu lenken und Projekte vor Fehlschlägen zu bewahren, empfiehlt die Fachhochschule St.Gallen ein so genanntes Requirements Engineering, das die Erhebung, Dokumentation und Prüfung der Anforderungen an die IT-Lösung umfasst. Pironet-NDH-Consultant Runggaldier rät Unternehmen, außerdem realistische Ziele und Zeitpläne zu formulieren sowie Ausstiegsklauseln zu vereinbaren und auf Kostentransparenz zu achten.