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DivX sorgt für überschaubare Dateigrößen

Mittel gegen den Video-Notstand

17.04.2008
Von Handelsblatt 
Der Austausch von Bildern, Musik und Videos macht einen Großteil der "Faszination Internet" aus. Doch gerade Video-Dateien überfordern mit ihrer Größe jeden Internet-Anschluss. "DivX" verspricht Abhilfe - und ist durch seine massenhafte Verbreitung inzwischen zum inoffiziellen Standard für Digital-Videos geworden.

Damit eine DVD von einem DVD-Player erkannt wird, darf darauf nur Video-Material gespeichert sein, das nach dem MPEG-Verfahren komprimiert wurde. Zudem muss der Sound ebenfalls bestimmten Vorgaben gehorchen. Das typische DVD-Video ist deshalb eine Datei im MPEG-2-Format mit einer Soundspur im Dolby-Digital-(AC3)-Format.

Bei diesen würden Video-Fans im Web aber schnell an technische Grenzen stoßen: Selbst ein schneller Internet-Anschluss stünde beim Herunterladen eines Videos vor einer anspruchsvollen Aufgabe, denn ein 90-Minuten-Film mit dem zugehörigen Sound ist zwischen 6 und 8 Gigabyte groß. Eine aktuelle 6 Megabit DSL-Leitung wäre bei voller Auslastung mit der Übertragung bis zu 3 Stunden beschäftigt, ein ISDN-Anschluss, wie er vor wenigen Jahren in den meisten Haushalten die Regel war, sogar unfassbare 280 Stunden. Fast 12 Tage. Wohl gemerkt: Voraussetzung wäre, dass die Datenübertragung die mögliche Geschwindigkeit der Leitung voll ausnutzt. In der Praxis ist das jedoch fast nie der Fall. Es ist also klar, dass Videos nur dann in einem vertretbaren Zeitrahmen per Internet verschickt werden können, wenn es gelingt, die Datenmenge deutlich zu reduzieren.

Mit dem DivX-Codec ist rund um die Jahrtausendwende das mittlerweile wichtigste und bekannteste Mittel gegen übergroße Video-Dateien auf der Bildfläche erschienen. Dabei handelt es sich um einen mathematischen Algorithmus, der die Video-Daten einer MPEG-Datei bei guter Bildqualität auf einen Bruchteil ihrer ursprünglichen Größe reduzieren kann. Ursprünglich handelte es sich um eine geknackte Version des von Microsoft entwickelten MPEG-4-Codec. DivX 3.11 war im Gegensatz zum Microsoft-Produkt dazu in der Lage, Videos im populären und weit verbreiteten AVI-Dateiformat abzuspeichern. Zudem war es mit DivX möglich, Video-Dateien in einer DVD-ähnlichen Bildqualität zu komprimieren, wo MPEG-4 nur sehr viel geringere Bildgrößen und -Qualitäten zuließ.

Insgesamt ließ sich damit der Inhalt einer DVD bei akzeptabler Bildqualität auf die Größe einer herkömmlichen CD, also 650-750 Megabyte schrumpfen. Mit diesen Fähigkeiten stand DivX zu seiner Zeit nahezu allein, so dass mit diesem Codec komprimierte Videos innerhalb kürzester Zeit eine massenhafte Verbreitung im Internet gefunden haben. Mit wachsender Popularität von Tauschbörsen hat sich dieser Effekt noch verstärkt. Mit der Zeit sind einige andere zu MPEG 4 bzw. DivX kompatible Video-Codecs aufgetaucht (zum Beispiel Xvid oder HDX4), aber keiner davon hat die Popularität und Verbreitung von DivX selbst erreicht.

Um patentrechtlichen Problemen aus dem Weg zu gehen, haben die Programmierer von DivX das Produkt mit einer vollständigen Neuentwicklung vor einigen Jahren auf kommerzielle Füße gestellt. Seitdem wird DivX in den USA und weltweit durch die Firma DivXNetworks, Inc. vertrieben und weiterentwickelt. Damit ist eine erhebliche Verbreiterung der Produktpalette einhergegangen: Mittlerweile können neben dem eigentlichen DivX-Codec zum komprimieren und entschlüsseln von Videos Zusatzprogramme gekauft werden, die die Konvertierung der eigenen Videos erleichtern, oder die sogar die Erstellung von ganzen DVDs mit Menüführung im DivX-Format erlauben.

Durch die Lizenzierung des Codecs an die Hersteller von DVD-Playern und Video-Prozessoren ist zudem der Sprung in die Welt der Consumer-Elektronik gelungen: Es existiert mittlerweile eine Vielzahl von Geräten, mit denen DivX-komprimierte Videos bzw. deren DVD-Format abgespielt werden kann. Damit ist es gelungen, tatsächlich einen zweiten Quasi-Standard für digitale Videos neben der offiziellen DVD am Markt zu etablieren. Abzuwarten bleibt, ob sich diese Position auch mit dem Übergang zu HD-Videos erhalten lässt. Seit Version 6.4 wird die Kompression von HD-Videomaterial unterstützt, außerhalb des PCs gibt es jedoch noch keine Hardware, mit der das erstellte Material abgespielt werden könnte.

Das Kernprodukt der DivX-Palette ist nach wie vor der Codec, der unter www.divx.com kostenlos heruntergeladen werden kann. Darin sind einerseits die Dateien enthalten, die Windows dazu in die Lage versetzen, DivX-Videos zu entschlüsseln und anzuzeigen. Darüber hinaus werden mit dem "DivX Player" und dem "DivX Web Player" zwei Zusatzprogramme geliefert, mit denen komprimierte Videos mit Menüstrukturen unter Windows respektive direkt im Webbrowser abgespielt werden können.

Letztes Programm im Paket ist der "DivX Converter", der es ermöglicht, eigene Videos ohne Fachkenntnisse zu komprimieren. So lassen sich Videos Platz sparend archivieren oder zum Versenden per Internet aufbereiten. Die "Pro"-Version des Codecs richtet sich an weit fortgeschrittene Anwender, die größten Einfluss auf Qualität und Größe der komprimierten Videos nehmen möchten. Das Freischalten der betreffenden Funktionen lässt sich DivX.com jedoch mit rund 15 Euro bezahlen. Normale bis fortgeschrittene Anwender kommen mit der kostenlosen Version bestens zurecht, selbst HD-Videos werden unterstützt.

Wer weiter gehende Ambitionen hat und eigene DivX-DVDs mit Menüführung, Untertiteln und Kapitelmarken erstellen möchte, kann ebenfalls für etwa 15 Euro das Programm "DivX Author" erwerben. Damit lassen sich unter einer sehr einfach zu bedienenden Oberfläche schnell und leicht attraktive DVDs erstellen, etwa um die Lieblings-TV-Serie zu archivieren. Anstelle von zwei Folgen passen im DivX-Format allerdings je nach Kompressionsgrad 6 bis 12 Folgen von einer Stunde auf einen Datenträger.

Letztes Glied in der Kette ist dann noch der DVD-Player oder die Media-Box, die das Abspielen der komprimierten Videos auch im Wohnzimmer ermöglicht. Oft sind entsprechende Geräte mit dem DivX-Logo an der Gehäusefront gekennzeichnet, aber das ist längst nicht immer der Fall. Dieses Detail muss also beim Verkäufer oder beim Hersteller in Erfahrung gebracht werden. Zudem ist es wichtig, welche Version des Codecs unterstützt wird: Menüs und andere Extras sind erst mit DivX ab Version 6 eingeführt worden.

Die Wiedergabe entsprechend ausgestatteter Videos ist zwar auch mit DVD-Playern möglich, die lediglich DivX 5 unterstützen, die Anzeige der Menüs fällt dabei aber weg. Für den vollen Komfort und die maximale Kompatibilität sollte das Gerät also DivX 6 unterstützen. Probleme tauchen erst dann auf, wenn der Decoder-Chip bei älteren DVD-Playern nur die veralteten Formate DivX 4 und DivX 3 unterstützt. Die Wiedergabe von Videos, die mit DivX 5 oder 6 komprimiert wurden, ist damit in der Regel nicht möglich.