Trotz Fachkräftemangel

Mitarbeiterbindung ist für viele Firmen zu aufwändig

07.05.2008
Von Hadi Stiel

Robert Heinrich, Partner und Head of Advisory Services bei Ernst & Young, sieht genau darin ein Problem für die Anwendungsunternehmen: "Das sich schnell drehende Personalkarussell passt so gar nicht zu den steigenden Anforderungen an die IT-Fachkräfte." Immer komplexere IT-Projekte und anschließend der Betrieb einer komplexen IT sei mit Zeitarbeitern kaum zu bewerkstelligen. "Das hohe Anforderungsprofil spezifischer IT- und Geschäftsausrichtungen ruft förmlich nach einer intern gewachsenen Kompetenz und motivierten IT-Kräften mit einer hohen Leistungsbereitschaft."

Robert Heinrich, Ernst & Young: "Kompetenz und Motivation müssen im Unternehmen wachsen."
Robert Heinrich, Ernst & Young: "Kompetenz und Motivation müssen im Unternehmen wachsen."

Kompetenz, Motivation und Leistungswillen müssten mit dem langwierigen Vorhaben der Geschäftsprozessoptimierung zunehmen. "Andernfalls läuft das Unternehmen Gefahr, die Projektziele nicht zu erreichen und später das geplante Geschäftssystem nicht zu beherrschen", warnt der Chefberater. Heinrich qualifiziert deshalb den Fokus vieler Unternehmensführungen auf kurzfristige Personalkosteneinsparungen im IT-Bereich als "ausgesprochen kurzsichtig". Auch der Delegation von IT-Verantwortung an Dienstleister erteilt er keinen Freibrief. "Die IT, die sich mehr und mehr zum Motor fürs Geschäft entwickelt, wird selten so gut aufgehoben sein wie im eigenen Unternehmen - sofern hier die Personalpolitik stimmt."

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Cafeteria-System motiviert

IT-Berater und -Dienstleister dienen vielen Kunden. Demzufolge müssen sie in komplexen IT-Zeiten besonders viel für die Motivation ihrer Mitarbeiter tun. Der Virtual Network Operator (VNO) Vanco beispielsweise hat für seine Belegschaft ein so genanntes Cafeteria-System aufgesetzt. Das Vergütungssystem hat seinen Ursprung in den USA. "Unsere Mitarbeiter können dabei aus ihrem individuellen Budget die Entgeltbestandteile und Sozialleistungen selbst wählen", informiert Joachim Trickl, Geschäftsführer von Vanco Deutschland. Das Volumen des monetären Pools hängt von der Dauer der Betriebszugehörigkeit und der Position im Unternehmen ab. Ein Teil dieses Pools ist verpflichtend: Urlaub, betriebliche und private Altersvorsorge. "Aus dem flexiblen Teil kann sich jeder Vanco-Mitarbeiter seine Vergünstigungen selbst zusammenstellen", sagt der Geschäftsführer.

Das können abseits von Gehaltsbestandteilen Leistungen wie Sprachkurse, Mitgliedschaft im Fitnessclub, Joga-Kurse, der Erwerb von zusätzlichen Urlaubstagen, Lunch-Gutscheine, Geschäftswagen und/oder Benzin sein. Der Mix an Vergünstigungen kann von den Mitarbeitern bis zu viermal im Jahr neu ausgehandelt werden. Trickl qualifiziert das Cafeteria-System als wichtiges Mittel für eine positive Mitarbeiterbindung. "Es stärkt die Persönlichkeits- und Sozialkompetenz unseres Personals." Das wiederum komme dem Unternehmen in Form motivierter Mitarbeiter zugute, wodurch sich die Fluktuation verringere.