Big-Blue-Tragbare - die nächste

Mit zwei Notebooks und einem Farb-Laptop macht IBM mobil

03.04.1992

WHITE PLAINS (CW) - Einen weiteren Versuch, sich im Marktsegment der Mobil-Computer zu etablieren, unternimmt die IBM mit zwei Notebooks und einem Farb-Laptop.

Vor allem die Notizbuch-Rechner scheint Big Blue mit besonderem Ehrgeiz in den Markt drücken zu wollen: Zumindest der Preis von etwa 2250 Dollar für Modell "N51SX" sowie die für den "N51 SLC" zu investierenden 3250 Dollar deuten auf eine aggressive Produktstrategie hin.

Allerdings schossen Kritiker bereits die ersten Pfeile in Richtung N51SX ab: Zu geringe Rechenleistung und Technologie vom vergangenen Jahr, winken IDC-Analysten in Anbetracht des mit 2 MB Arbeitsspeicher, einer 40-MB-Festplatte, einem 9-Zoll-VGA-Display und einem eingebauten Faxmodem ausgestatteten Notebook ab. Der MCA-Rechner (Micro Channel) arbeitet mit Intels 386SX-CPU.

Demgegenüber rechnet Big Blues zweiter vorgestellter Notebook - Modell N51 SLC - mit der von der IBM selbst optimierten 386SX-Prozessor-Version, dem 386SLC. Diese CPU ist nach Aussagen der Armonker um etwa 80 Prozent schneller als das Intel-Pendant. Auch beim N51 SLC handelt es sich um einen MCA-Rechner. Zur Grundausstattung gehört ebenfalls ein 9-Zoll-VGA-Monitor, eine Festplatte mit doppelter Kapazität (80 MB) und 2 MB Arbeitsspeicher.

Marktanalysten wie Bruce Stephen von IDC bescheinigen dem SLC eine attraktive Preiswürdigkeit vor allem deshalb, weil man davon ausgehen könne, daß der von IBM angegebene Preis von rund 3300 Dollar im Straßenverkauf noch eine Reduzierung bis auf 2700 Dollar erfahren dürfte.

Ein Unternehmensberater meinte bezüglich der offensiven Preisgestaltung, Big Blue verlasse mit diesem Billigangebot die bislang gepflegte Hochpreispolitik und stelle nun auch finanziell gegenüber Unternehmen wie Dell oder Tandy eine ernst zu nehmende Konkurrenz dar. Auch gegenüber Compaqs neuen Notebook-Angeboten der "LTE-Lite"-Systeme mache der ab Mai verfügbare SLC eine gute Figur, was John Dunkles, Vice-President der Workgroup Technologies Inc., zu der Aussage veranlaßt, IBM habe mit diesem Produkt die Chance, sich Marktanteile in diesem heißumkämpften Rechnersegment zu erkämpfen.

Obwohl Big Blue mit Zenith Data Systems (ZDS) eine Vereinbarung vorschwebt, derzufolge die Armonker unter ihrem Firmensignet von ZDS gefertigte Notebooks verkaufen, glauben Branchenkenner nicht, daß hierdurch inhäusig eine Konkurrenzsituation entstehen würde. Vielmehr seien die SL-ZDS-Notebooks eine gute Ergänzung von IBMs Angebot.

Bei dem ab April verfügbaren neuen IBM-Laptop, dem "CL57SX", sind sich die Marktauguren über den zu erwartenden Erfolg schon wieder nicht mehr so sicher: Zwar sei der Tragbare mit einem 11 x 13 Zoll großen Activ-Matrix-Display, also mit State-of-the-Art-Technologie, ausgestattet. Kritikaster geben jedoch zu bedenken, daß NEC mit seinem "Ultralite 25C" ein Konkurrenzprodukt vorzuweisen hat, daß vom Gewicht her unter die Notebooks einzureihen ist, darüber hinaus aber über erheblich leistungsfähigere Batterien verfüge und trotzdem nicht mehr als der IBM-Rechner kosten würde (rund 6000 Dollar).

Andererseits könne auch Toshiba mit dem "T4400SC"-Notebook mithalten, sei dieser doch nicht nur auch mit der Activ-Matrix-Display-Technologie ausgestattet und könne auf drei Stunden stromunabhängigen Arbeitens verweisen, sondern sei zudem mit einem 486-Prozessor bestückt. Überdies ist auch das japanische Konkurrenzprodukt nicht teurer als der Big-Blue-Mobile.

Bei den Activ-Matrix-Displays von Big Blues und Toshibas Laptops handelt es sich nach Angaben von Brancheninsidern übrigens um das erste gemeinschaftlich entwickelte Produkt aus einer gemeinsam gegründeten Produktionsstätte in Japan.

Neben diesen drei Modellen plant die IBM nach Meinung von Branchenbeobachtern, in diesem Jahr wenigsten noch drei Mobil-PCs auf den Markt zu werfen. Eines davon sei ein mit einem Griffel ausgestattetes System.