Oasis gibt Universal Business Language 1.0 frei

Mit UBL Geschäftsdokumente standardisieren

14.05.2004
MÜNCHEN (CW) - Das Herstellerkonsortium Oasis gab die Universal Business Language (UBL) 1.0 frei. Sie defininiert ein einheitliches und brachenübergreifendes Vokabular für Geschäftsdokumente. Zweck der Sprache ist es, einen kostengünstigen und globalen elektronischen Datenaustausch (EDI) über XML zu ermöglichen.

Die Arbeitsgruppe (http://www.oasis-open.org/committees/tc_home.php?wg_abbrev=ubl) setzte sich mit UBL eine überschaubare Aufgabe. Die Sprache soll keine vollständige Lösung für alle Branchen und Anwendungsfälle bieten, sondern einen kleinsten gemeinsamen Nenner definieren. Sie konzentriert sich auf Dokumententypen, die zwischen der Erteilung eines Auftrags und der Rechnungsstellung anfallen, also innerhalb der wesentlichen Abläufe von E-Commerce. Aufgrund ihres modularen Ansatzes erlaubt die UBL notwendige Erweiterungen für spezielle Handelsbeziehungen.

Die Architektur der UBL sieht als kleinste Bausteine nicht Standarddokumente für Aufträge oder Rechnungen vor. Vielmehr definiert sie eine Bibliothek aus XML-Schemata, die jeweils einzelne Dokumentenelemente beschreiben. Dazu zählen typische Bestandteile eines Business-Dokuments wie Adresse, Stückzahl oder Zahlungsweise. Im UBL-Jargon heißen sie "Business Information Entities" (BIE). Die Oasis-Arbeitsgruppe entwickelte daraus Muster für verschiedene Dokumententypen, die ebenfalls Teil der Spezifikation sind. Dabei handelt es sich aber nicht um Beispiele für Aufträge oder Rechnungen, sondern um eine verbindliche Struktur für die betreffende Gattung. Sie schreiben nämlich eine bestimmte Anordnung der kleinen Bausteine innerhalb des Dokuments vor.

Ihre Schöpfer sehen in der UBL explizit einen horizontalen Standard, der den elektronischen Handel über Branchen- und Landesgrenzen hinweg erleichtern soll. Die zahlreichen vertikalen XML-Schemata wie etwa Rosettanet erleichtern zwar den Datenaustausch innerhalb einzelner Branchen, erfordern aber einigen Übersetzungsaufwand, wenn sie über deren Grenzen hinweg gesendet werden. Im günstigsten Fall - so wohl die Hoffnung der Initiatoren von UBL - bedienen sich branchenspezifische Standards zukünftig des UBL-Baukastens, um jene Elemente zu beschreiben, die in allen Wirtschaftsbereichen vorkommen. Dadurch würden sich Kosten für Software und deren Integration in bestehende Systeme verringern. Die Version 1.1 soll sich besonders auf die Integration mit solchen vertikalen Standards konzentrieren und Richtlinien für die Entwicklung von industriespezifischen Profilen festlegen.

Die Arbeitsgruppe unter der Leitung des XML-Pioniers Jon Bosak benötigte zwei Jahre bis zur Verabschiedung des Entwurfs von UBL. Im Gegensatz zu anderen Gremien bedeutet dieser Status bei Oasis, dass die betreffende Spezifikation zur Umsetzung durch Softwareentwickler freigegeben wird. Nach der offiziellen Verabschiedung durch Oasis wird die UBL bei der International Organization for Standardization (ISO) eingereicht.

Die Akzeptanz der UBL könnte davon profitieren, dass sie nicht von Grund auf neu entwickelt wurde, sondern auf dem relativ weit verbreiteten cXML von Commerce One und SAP aufsetzt. Förderlich dürfte zudem sein, dass die UBL frei und ohne jegliche Lizenzgebühren verwendet werden kann. (ws)