Die SYSTEMS '79 erwartet 30 000 Besucher und 3000 Kongreßteilnehmer:

Mit Trara in die größte DV-Show der Welt

21.09.1979

MÜNCHEN - Vor der Kulisse eines auch in den kommenden Jahren gewaltig expandierenden Marktes hat in München die SYSTEMS' 79 für rund 30 000 Messebesucher, etwa 3000 Kongreßteilnehmer und 553 Aussteller nach Einschätzung der Messegesellschaft "die größte DV-Veranstaltung der Welt" begonnen. Die SYSTEMS wird diesmal vom 5. Europäischen Mikrofilmkongreß begleitet, und erstmals in der zehnjährigen Geschichte dieser Kongreßmesse sind auf dem um 40 Prozent vergrößerten Ausstellungsgelände (41 500 Quadratmeter) alle wesentlichen DV-Hersteller vertreten.

Daß die SYSTEMS "ihren Platz im deutschen und europäischen Messewesen" erobert hat (Helmut Rausch, Nixdorf Computer AG, als Vorsitzender des Ausstellerbeirats), führt Professor Dr. Heinz L. Müller-Lutz als Vorsitzender des Fachbeirates darauf zurück, "daß die SYSTEMS betont anwenderorientiert ist und dem Hersteller bei der Markt-Erschließung hilft". Immerhin lassen sich die Aussteller den Quadratmeter Standfläche zwischen 115 und 130 Mark kosten, wobei fünf Prozent der Aussteller, und zwar jene, die verschiedene Produktgruppen anbieten, auf 250 Meter Showfläche kommen.

Angesichts großer Verkaufserwartungen waren auch die Politiker in ihren Eröffnungsreden positiv auf Computer und DV-Spezialisten eingestellt.

Münchens Bürgermeister Helmut Gittel wollte sogar einen "gewissen Sinneswandel in unserem Verhältnis zum Computer" festgestellt haben, obgleich er "vielen Kommunalpolitikern" ein "ungutes Gefühl" attestiert, angesichts "der Zentralisierung der Datenverarbeitung im Sinne eines unmittelbaren, Instanzen und Zuständigkeiten umgehen könnenden Zugriffssystems".

Gittels These vom "Job-Killer-Gespenst" widersprach Helmut Rausch, der den "Job-Enrichment"-Gedanken bei computerunterstützten Arbeitsplätzen "nicht als Leerformel" sieht. Überhaupt ist für Rausch, vorausgesetzt, die Datenverarbeitung werde gesellschaftlich richtig eingesetzt, "Rationalisierungs-Arbeitslosigkeit durch den Computer nicht die Ultima ratio".

Vor einem Exkurs in die mikroelektronisch-mögliche Medienpolitik setzte sich Dr. Georg von Waldenfels, Staatssekretär im Bayerischen Ministerium für Wirtschaft und Verkehr, mit der DV-Förderung auseinander: "Die politische Verantwortung für (Subventions-)Eingriffe dieser Art wiegt um so schwerer, je mehr Anwender von Kleincomputern darauf vertrauen müssen, daß sich die Hersteller der von ihnen gewählten Produkte im Markt langfristig behaupten können."

Waldenfels sieht die Datenverarbeitung mit großen Anlagen zunehmend dem Konkurrenzdruck von Kleinrechnern ausgesetzt. Originalton: "Während das Geschäft mit mittleren und großen Rechnern einer Marktsättigung entgegensteuert und der Absatz weitgehend vom Ersatzgeschäft getragen wird, erschließen die Anbieter von Kleinrechnern und intelligenten Terminals den eigentlichen Wachstumsmarkt."

"Auf jeden Fall ist die Mikroelektronik der Motor, der den technischen Fortschritt in der Datenverarbeitung in Gang hält und in Schwung bringt", betonte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium für Forschung und Technologie, Erwin Stahl, in seiner mehr hardwareorientierten Rede. Da die bekannten Systemstrukturen aus den gegebenen technischen und ökonomischen Randbedingungen entstanden sind, hält Stahl es für möglich, daß diese Sachzwänge "nicht mehr gelten, wenn der Funktionsumfang heutiger Maschinen

möglicherweise auf einem einzigen Bauelement lieferbar ist". Das BMFT wünscht sich jedenfalls Rechner, die "bei Fehlern nicht einfach stehenbleiben, sondern die fehlerhaften Komponenten durch gesunde ersetzen, sich also automatisch rekonfigurieren". Basis des Postulats: "Wenn sich unsere Gesellschaft mehr und mehr auf die Informationstechnik abstützt, dann wird eines Tages die Arbeitsfähigkeit von Staat und Wirtschaft von der störungsfreien Funktionstüchtigkeit des technischen Instrumentariums abhängen." Deshalb werden die Hersteller bereit sein müssen, die Struktur der herkömmlichen DV-Systeme einer kritischen Prüfung zu unterziehen: Sie müssen dafür sorgen, daß die Systeme weniger komplex, besser durchschaubar, änderungsfreundlicher und insgesamt handhabbarer werden.

Beilagenhinweis:

Dieser Ausgabe sind Prospekte der Firmen dcp, Frankfurt, Informatica, Darmstadt, und Actis, Stuttgart, beigeklebt und beigelegt.