Einführungsmethode ASAP jetzt weltweit verfügbar

Mit Team SAP möchten die Walldorfer zum Lösungsanbieter mutieren

13.03.1998

Jetzt ist es raus: Die SAP möchte nicht länger nur Produktlieferant sein, sondern auch ihre Anteile am Beratungs- und Servicegeschäft (bisher rund 30 Prozent) deutlich ausbauen. Analysten der Gartner Group hatten diesen Wandel der Anbieter von Enterprise-Resource-Planning-(ERP-) Systemen schon seit längerem prophezeit. Stagnierende Datum-2000-Ablöseprojekte führten zu rückläufigen Umsätzen, und auch die Nachfrage nach Euro-fähigen Produkten dürfte den ERP-Lieferanten im Laufe dieses Jahres keinen Gewinnschub mehr bringen, so die Analysten. Neue Geschäftsfelder müßten deshalb aufgetan werden, damit man den Umsatz- und Gewinnerwartungen entsprechen könne. Die SAP erwartet in diesem Jahr einen Zuwachs von 30 bis 35 Prozent.

Team SAP faßt neben eigenen Produkten und Dienstleistungen für das R/3-Umfeld auch Angebote von Partnern zusammen. Gleichzeitig versucht SAP mittels einer Marketing-Offensive, die eigene Rolle im Projektgeschäft neu zu definieren: "Wir möchten künftig stärker selbst in Projekte involviert sein", beschreibt Eileen Basho, Vice-President von SAP Americas. Speziell gegenüber kleineren und mittleren Unternehmen sei es unerläßlich, als Komplettanbieter schlüsselfertiger Projekte bis zum Produktstart aufzutreten.

"Wir werden in Zukunft in Projekten eine Coach-Funktion wahrnehmen und bei kniffligen Fragen Kunden mit Rat und Tat selbst zur Seite stehen", definiert Henning Kagermann, Mitglied des SAP-Vorstands und designierter Nachfolger von Vorstandssprecher Dietmar Hopp, die künftige Rolle seines Unternehmens. Ein Eckpfeiler von Team SAP ist dabei die Einführungsmethode Accelerated SAP (ASAP), die ab dem zweiten Quartal dieses Jahres weltweit zur Verfügung stehen soll. Rund 200 Unternehmen in den USA hätten Projekte anhand des ASAP-Fahrplans realisiert, sagte Basho. Die Implementierungszeit konnte mit Hilfe einer strikten Vorgehensweise gegenüber herkömmlichen Projekten um 30 bis 50 Prozent auf durchschnittlich sechs bis neun Monate reduziert werden. Kunden müsse bei dieser Vorgehensweise jedoch klar sein, daß eine aufwendige Modellierung der Geschäftsprozesse nicht möglich sei. "Kunden werden sich mit einem Standard zufrieden geben müssen, der vielleicht im ersten Ansatz zu 80 Prozent paßt", erklärt Basho.

Da die SAP plant, verstärkt ins Lösungsgeschäft einzusteigen, prognostizieren Fachleute, daß sich einige ihrer Partner verprellt aus dem bisher sehr lukrativen R/3-Beratungsgeschäft zurückziehen könnten. Nach Meinung von Analysten werden durch Einsatz von ASAP und die damit verkürzten Einführungszeiten weniger Berater gebraucht, auch die Tagessätze könnten sinken. Ein neues Betätigungsfeld für Consulting-Unternehmen sehen diese Branchenkenner in Trendbereichen wie Vertriebs-, Marketing- und Call-Center-Projekten sowie bei der Einführung von Software zum Lieferketten-Management (Supply Chain Management = SCM), wo sich heute Spitzentagessätze zwischen 3000 und 5000 Mark erzielen lassen.

Vorstandsmitglied Kagermann wendet sich jedoch gegen Spekulationen dieser Art: "90 Prozent unserer Partner sind mit dem Team-SAP-Gedanken sehr zufrieden." Zudem sei man in einem Wachstumsmarkt, und bei durchschnittlich 500 bis 600 R/3-Neuinstallationen pro Monat bliebe für alle genug übrig: "Wir müssen unsere Anstrengungen mit denen unserer Partner bündeln und die Projektzeiten verkürzen, um die Masse an Aufträgen überhaupt bewältigen zu können." Weltweit seien rund 8000 Berater mit der ASAP-Methode vertraut.

Zudem stellten die Softwerker in Bern eine Reihe von Werkzeugen vor, die die Einführung von R/3 beschleunigen sollen: Dazu gehört ein Fahrplan für die Planung und Vereinfachung von Release-Wechseln sowie der "Quicksizer", ein Tool, mit dem Kunden errechnen können, welche Hardware sie zum Betrieb von R/3 brauchen. Für Anwender, die Daten von Legacy-Anwendungen wie R/2 oder anderen Produkten nach R/3 migrieren möchten, steht die "Legacy System Migration Workbench" (LSM) zur Verfügung.