Distributed Data Processing ohne technische Vorbehalte:

Mit System 8100 beendet IBM das Kapitel 3790

13.10.1978

STUTTGART - Als "Informationssystem 8100" hat IBM jetzt ein neues Produkt für "Distributed Data Processing" (DDP) angekündigt, das zugleich selbständiges Einzelsystem, Mehrfunktions-Terminal und Knotenrechner ist und somit "ein bißchen 3790-Charakter hat", wie Cornelius Schulz-Wolfgramm, Verkaufsleiter für Datenverarbeitung der IBM Deutschland, in Stuttgart erklärte.

Das System hebt die 3790-Beschränkung auf, daß Anwendungsprogramme und dezentrale Datenstationen nur über eine 370/303X-Zentrale kommunizieren können. ("Anwendungsknoten tot, alles tot").

Von der Architektur her auf "Realtime" ausgelegt, übernimmt es sowohl die Verarbeitung vor Ort als auch Steuerungs-, Vermittlungs- und Datensicherungs-Funktionen für die Verbindung von IBM-Datenstationen in einem SNA/ SDLC-Netz. Schulz-Wolfgramm zur COMPUTERWOCHE: "Für mich ist mit der neuen Hardware das Kapitel 3790 abgeschlossen." (Siehe auch Kolumne, Seite 7). Die technische Finesse des 3790-softwarekompatiblen Systems liegt in einem neuentwickelten "Hochleistungs-Chip" (IBM-Aussage), der bis zu 65536 Bits speichern kann - ein Vorgeschmack auf die erwartete "E-Serie"?

Auf den Superchips basieren zwei neue Prozessoren 8130 und 8140 mit Hauptspeicher-Kapazitäten von 256 bis 512 KB. Weitere 8130/8140-Komponenten sind ein integrierter Kanal mit einer Datenrate von 1,25 Mio. Byte/s, acht Hardware-Unterbrechungs-Ebenen mit je 64 Registern sowie eine Gleitkomma-Einrichtung. Fest eingebaute Plattenspeicher haben jeweils eine Speicherkapazität von 23 bis 64 MB. Zur Prozessor-Ausstattung gehört ferner eine Disketteneinheit mit einer Maximal-Kapazität von einem Megabyte.

Wesentlichstes Merkmal der neuen Prozessoren sind Kommunikations-Anschlüssse für SDLC-, BSC- und Start/ Stop-Leitungsverbindungen sowie für lokale und entfernte Ringleitungen.

Die Prozessoren sind mit einer breiten Palette von peripheren Einheiten konfigurierbar. So wird zum System 8100 ein neuer Bildschirm 8775 (Foto) angeboten, der sowohl lokal als auch remote angeschlossen werden kann.

Das Peripherie-Spektrum komplettieren die Speicher- und Ein-/Ausgabeeinheit 8101, die Magnetband-Station 8809 und der gepufferte Zeilendrucker 3289.

Für Freizügigkeit im Netzverbund sorgen 15 neue 8100-Softwareprodukte (siehe auch Kasten), die allesamt - einschließlich der Betriebssysteme - lizenzpflichtig sind. Das relativiert die Hardware-Monatsmieten, die mit 5000 bis 15000 Mark "für ein Computersystem der 370/138-Leistungsklasse" (IBM-Klassifizierung) bemerkenswert niedrig liegen.

Eine typische 8100-Konfiguration mit 8140-Prozessor (512 KB), 2 x 64 MB Platte, 1 MB Floppy-Laufwerk, Bandanschluß (1 x 8809), SDLC-Interface zur 370 sowie zwei (Ring-) Leitungsanschlüssen (3289-Drucker sowie bis zu 18 Bildschirmen IBM 8775) kostet zirka 11500 Mark monatlich.

Als 8100-Zielgruppen nennt IBM Banken und Versicherungen, dezentral organisierte Handels- und Fertigungs-Betriebe sowie die öffentliche Verwaltung. Das System 8100 wird in Havant/England hergestellt und voraussichtlich im Dezember 1979 erstmalig in der Bundesrepublik ausgeliefert.