Mensch-Maschine-Schnittstellen

Mit sozialer, emotionaler Intelligenz das Potenzial von KI ausschöpfen

24.01.2020
Von 


Milad Safar ist Managing Partner der Weissenberg Group.

Ergonomische und gestalterische Herausforderungen für Entwickler

Bei der Gestaltung eines HMI sollten die Entwickler daher laut Thormann folgende ergonomische Anforderungen berücksichtigen:

  • Eignung für die Aufgabe,

  • transparente Bearbeitung der Aufgabe,

  • Steuerbarkeit,

  • Konformität mit den Erwartungen der Anwender, sowie

  • Fehlertoleranz und Lernfähigkeit.

Außerdem sollten Inhalt und Gestaltung des HMI gut organisiert sein, damit alle notwendigen Informationen leicht gefunden werden können. Im Idealfall sollte die Navigation innerhalb der Oberfläche in Bezug auf die Benutzeraktionen priorisiert werden, was die Navigation einfach und intuitiv macht. Die Kausalität von Befehlen und Aktionen sollte für den Benutzer deutlich sichtbar sein.

Weitere wichtige Gestaltungsaspekte sind die Verfügbarkeit in allen Sprachen, klare und eindeutige Symbole, die Vermeidung verschachtelter Untermenüs und zu vieler Einstellmöglichkeiten. Die Regel ist einfach: weniger ist mehr.

Alles eine Frage der Haftung und Ethik?

Gegenwärtig verfügen KI-Entwickler noch über jede Menge Freiheiten aber auch eine große Verantwortung bei der Gestaltung von SEAI-Schnittstellen, da soziale und emotionale Aspekte in der Regel sensible Informationen über Benutzer enthalten. Vor diesem Hintergrund wird die Forderung nach einer gesetzlichen Regelung bezüglich der Haftung des Entwicklers immer lauter. Zudem sollte Ethik Teil des akademischen Lehrplans für Entwickler werden, um sich mit wichtigen ethischen Fragen in diesem Zusammenhang besser auseinandersetzen zu können.

Moralische Verpflichtung und Mitarbeiterfürsorge

Aber auch die Führungskräfte in den Unternehmen sehen sich großen Herausforderungen gegenüber. Wird der Einsatz von SEAI in Betracht gezogen, müssen sich die Manager der Fähigkeiten und Grenzen der SEAI bewusst sein. Sie können sich nicht mehr alleine auf externe KI-Experten verlassen. Sie müssen verstehen, dass es viel Zeit braucht, um KI zu implementieren, und welche rechtlichen Implikationen damit verbunden sind.

Letztendlich sind sie es, die die Standards für die zukünftige SEAI definieren und festlegen. Sie haben als Unternehmer nicht nur die moralische Verpflichtung, die richtigen Technologien für das Unternehmen auszuwählen, sondern dürfen unter Arbeitnehmergesichtspunkten die menschlichen Aspekte in der Gleichung nicht unberücksichtigt lassen. Alles andere führt zu einer Entmenschlichung der Gesellschaft.

Gleichzeitig dürfen sie das Datenschutzproblem nicht aus den Augen verlieren. Einerseits werden enorme Datenmengen zum Trainieren der (sozialen emotionalen) KI-Algorithmen benötigt. Andererseits ist das Erfassen der notwendigen sensiblen Benutzerdaten ein extrem kritischer Punkt.

HMIs als Treiber für die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine

Wenn aber alle Interessengruppen ihre Verantwortung gegenüber SEAI ernst nehmen, werden HMIs insgesamt ein Treiber für eine optimierte Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine sein, der sie effektiv, effizient und zuverlässig macht und so die allgemeine Zufriedenheit von Mitarbeitern erhöht.

Dazu müssen die KI-Entwickler auf der Grundlage moralischer und ethischer Überlegungen einen persönlichen Leitfaden für ihre zukünftige Arbeit entwickeln. Sie sind verantwortlich für die Gewährleistung von Privatsphäre und Fairness des KI-Designs. Ihr Engagement für faire und nachhaltige HMIs im Bereich SEAI sollte verstärkt werden, indem sie für ihre diesbezüglichen Entscheidungen rechtlich verantwortlich gemacht werden.

Gemeinsam mit allen Interessengruppen müssen sich die Entwickler für den sinnvollsten Ansatz zur Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine entscheiden, der eine ausgewogene Aufgabenverteilung zwischen Mensch und Maschine widerspiegelt und gleichzeitig das Feedback der Benutzer berücksichtigt. Nur so lässt sich eine optimierte Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine realisieren, die auch soziale und emotionale Faktoren miteinbezieht.