Bewerbungsstrategien

Mit Social Media ins Abseits – oder zum Traumjob

10.01.2023
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
Unternehmen setzen mit Active Sourcing auf die gezielte Suche und Ansprache in sozialen Netzwerken – für Bewerber Grund genug, im Netz nicht unnötig "auf den Putz zu hauen".
Je nachdem, welche Spuren eine Person im Netz hinterlässt, kann das Folgen für ein späteres Bewerbungsverfahren haben.
Je nachdem, welche Spuren eine Person im Netz hinterlässt, kann das Folgen für ein späteres Bewerbungsverfahren haben.
Foto: 13_Phunkod - shutterstock.com

Der eigene Auftritt in sozialen Netzwerken kann der Türöffner zum Traumjob sein - oder alle Chancen zunichtemachen. Jedes sechste Unternehmen (16 Prozent) hat schon einmal Bewerberinnen oder Bewerber wegen ihres Social-Media-Profils eingestellt. Aber knapp jedes Fünfte (19 Prozent) hat auch schon einmal Kandidatinnen und Kandidaten aufgrund ihres Auftritts in sozialen Netzwerken aussortiert. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Befragung von 854 Unternehmen aller Branchen im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.

"Unternehmen versuchen sich von ihren künftigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein möglichst umfassendes Bild zu machen. Dazu gehört heute für viele auch ein Blick auf die öffentlich zugänglichen Online-Profile", kommentiert Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder die Ergebnisse. "Der Auftritt in sozialen Netzwerken verrät häufig mehr über einen Menschen als Bewerbungsschreiben oder Zeugnisse."

Viele Unternehmen suchen Kandidatinnen und Kandidaten für offene Stellen inzwischen gezielt auf Social Media oder in Business-Netzwerken. Dieses sogenannte Active Sourcing nutzt jedes fünfte Unternehmen (21 Prozent), vor einem Jahr waren es erst zwölf Prozent. Insbesondere bei den größeren Unternehmen gehört Active Sourcing heute zum Standard. 40 Prozent der Unternehmen mit 50 bis 249 Beschäftigten sucht gezielt in sozialen Netzwerken, bei größeren Arbeitgebern ab 250 Beschäftigten sind es sogar fast drei Viertel (72 Prozent).

Fokus liegt auf fachlicher Qualifikation

Fast alle Unternehmen (97 Prozent), die auf Active Sourcing setzen, sehen sich dabei auf beruflich ausgerichteten Netzwerken um wie Xing oder LinkedIn. Rund jedes zweite Unternehmen (52 Prozent) schaut aber auch auf andere soziale Netzwerke wie Facebook, Twitter, Instagram oder Youtube. Im Mittelpunkt des Interesses stehen dabei die fachliche Qualifikation (98 Prozent) sowie Äußerungen zum eigenen Unternehmen oder zu Wettbewerbern (94 Prozent). Zudem interessieren die Stationen im Lebenslauf (88 Prozent) sowie ganz allgemein Äußerungen zu Fachthemen (76 Prozent).

Vier von zehn Unternehmen achten auf die Qualität der Kontakte (44 Prozent), die Anzahl der Kontakte spielt dagegen nur für 14 Prozent eine Rolle. Jeweils rund ein Drittel schaut sich Hobbys und private Aktivitäten (37 Prozent) sowie Fotos (35 Prozent) an. Rund jedes vierte Unternehmen (23 Prozent) will sich so auch ein Bild über die politischen Ansichten der Bewerberinnen und Bewerber machen.

Grundlage der Angaben ist eine Umfrage, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverband Bitkom durchgeführt hat. Dabei wurden 854 Unternehmen ab drei Beschäftigten in Deutschland telefonisch befragt. Die Umfrage ist repräsentativ für die Gesamtwirtschaft. Die Fragestellung lautete: "Wie finden angehende Mitarbeitende den Weg zu einer Stelle in Ihrem Unternehmen?", "Sie haben angegeben, dass Sie vakante Stellen über Active Sourcing versuchen zu besetzen. Wo genau suchen Sie im Internet nach Personal?", "Worauf achten Sie in den Profilen der potenziellen Kandidaten und Kandidatinnen besonders, wenn Sie über Active Sourcing versuchen Stellen zu besetzen?" und "Haben Sie schonmal Bewerberinnen oder Bewerber auf Grund Ihres Social Media-Auftrittes eingestellt oder abgelehnt?"