IBM Deutschland GmbH

Mit Service zum Erfolg

24.09.2004
Von 
Jan-Bernd Meyer betreute als leitender Redakteur Sonderpublikationen und -projekte der COMPUTERWOCHE. Auch für die im Auftrag der Deutschen Messe AG publizierten "CeBIT News" war Meyer zuständig. Inhaltlich betreute er darüber hinaus Hardware- und Green-IT- bzw. Nachhaltigkeitsthemen sowie alles was mit politischen Hintergründen in der ITK-Szene zu tun hat.
Sagt der oberste Boss vor der Öffentlichkeit, sein Unternehmen "sei enthusiastisch über die Aussichten für das kommende Jahr", dann muss es dieser Firma schon ziemlich gut gehen.

Genau dieses Fazit zog Samuel Palmisano für IBM und für das Jahr 2004. Das hat nachvollziehbare Gründe. Endgültig vorbei scheinen die Zeiten, da Big Blue Anfang der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts so schwer ins Straucheln geriet, dass einige Analysten ernsthaft über den Fortbestand des Unternehmens Gedanken anstellten und eine Zerschlagung in verschiedene Firmen nicht mehr für unmöglich hielten. Dann kam Louis Gerstner. Nach vier Jahren als Chef des Lebensmittelkonzerns Nabisco löste er 1993 den glücklosen John Akers an der IBM-Spitze ab. Der "Kräcker-Manager", wie ihn manche abschätzig nannten, verpasste dem Computerriesen, der als unbeweglicher Mainframe-Tanker zu havarieren schien, eine Kurskorrektur. Das Unternehmen wurde nicht auseinander gerissen. Lediglich die Produktion von Erzeugnissen wie Druckern

oder Festplatten stieß man ab. Vor allem aber gab Gerstner die Order aus, IBM müsse die Nummer eins unter den IT-Dienstleistern werden und mit Services und Beratung einen Großteil seines Umsatzes erwirtschaften.

Damit lag der ehemalige Nabisco-Manager richtig. Zweieinhalb Jahre, nachdem der 60-jährige Gerstner zum 1. März 2002 die CEO-Position seinem Kronprinzen Samuel Palmisano überlassen hatte, ist IBM nach den Worten von Meta-Group-Analyst Luis Praxmarer stärker denn je und dominiert die IT-Szene weltweit und auf nationaler Ebene eindrücklich. Auffallend ist dabei, dass Big Blue in fast allen IT-Angebotskategorien eine herausragende Rolle spielt. So konnten auch die Unternehmensberater von Gartner Anfang des Jahres 2004 nicht umhin, IBM-Chef Palmisano zu bescheinigen, er habe sein Unternehmen auf die Herausforderungen der nahen Zukunft gut eingestellt. Der IT-Riese zeige sich in fast allen Angebotsbereichen sattelfest.

Auf fast jedem Parkett eine gute Figur

Sämtliche Softwaresegmente wie DB2, Tivoli, Lotus und Websphere sind gut aufgestellt und werden positiv bewertet. Beispiel Datenbanken: Den deutschen Datenbankmarkt teilen seit Jahren IBM, Oracle und Microsoft unter sich auf. 2003 beanspruchten die drei Anbieter 86 Prozent des Marktes für sich. Und unter den drei Marktführern ist IBM wiederum der unangefochtene Platzhirsch. Natürlich kann Big Blue sich dabei auf die Umsätze mit seinen Datenbanken DB2 und IMS verlassen. In Deutschland beanspruchen diese einen Marktanteil von über 46 Prozent.

Beispiel E-Mail- und Kalendersoftware, Content- und Dokumenten-Management sowie Realtime- und Team-Collaboration-Software: Im Bereich E-Mail- und Kalendersoftware ist IBM in Europa eindeutiger Marktführer. Fast zwei Drittel der Lizenzumsätze (63 Prozent) konnten die Armonker für Lotus Notes/Domino verbuchen und liegen damit weit vor der Nummer zwei, Microsoft (23 Prozent) mit Outlook/Exchange. Bei Content- und Dokumenten-Management-Software nimmt der deutsche Markt eine besondere Stellung ein: Knapp 25 Prozent des Umsatzes mit CMS- und DMS-Lizenzen in Westeuropa werden in Deutschland generiert. Als Marktführer mit 16,2 Prozent sieht Gartner hier IBM.

Stärker noch legte das Geschäft mit Lizenzen für Echtzeit- und Team-Collaboration-Software zu. Die Marktforscher von Gartner verstehen hierunter Software für Web-Conferencing, Application Sharing sowie Tools für Diskussionsforen und dokumentenbasierende Zusammenarbeit. Auch in dieser Produktkategorie heißt der Spitzenreiter in Westeuropa IBM mit Produkten wie "Sametime", "Quickplace" oder dem "Lotus Workplace" und einem Marktanteil von fast 30 Prozent.

Bei Enterprise-Application-Integration-(EAI-)Lösungen zeigt sich ein ähnliches Bild: Im EAI-Umfeld ist Big Blue laut Gartner mit 34,4 Prozent klarer Marktführer im deutschen Integrationsmarkt. Hilfreich für das Verständnis des Firmenerfolgs von Big Blue und nicht überraschend ist die Begründung für die Dominanz der in Stuttgart beheimateten deutschen IBM: gutes Renomee der Firma bei Anwendern, eine funktionierende Serviceorganisation, ein dichtes Netz von Partnern und Wiederverkäufern sowie die schiere Überlebenskraft des Unternehmens machen die IBM, so Gartner-Analyst Fabrizio Biscotti, so attraktiv.

Linux belebt Mainframes

Und nicht nur die schon tot geschriebenen Großrechner erleben einen heftigen zweiten Frühling: Die mit CMOS-Chips (Complementary Metal Oxide Semiconductor) ausgestatteten, mit dem Open-Source-Betriebssystem Linux kompatiblen Maschinen der "Z-Series" erfreuen sich guter Nachfrage. Im bei Redaktionsschluss aktuellen zweiten Geschäftsquartal konnte sogar das ewige Sorgenkind Personal Systems Group mit den PCs, Notebooks, Workstations und Druckern einen, wenn auch bescheidenen, Gewinn von 27 Millionen Dollar einfahren. Dass die IBM zu den jeweiligen Server- und Client-Kategorien auch die nötigen Datenspeicher liefert, ist klar. Dass sie in diesem Produktsegment eine führende Marktposition einnimmt, ist schon nicht mehr so selbstverständlich.

Wie von Ex-CEO Gerstner vor über zehn Jahren anvisiert, haben sich im IBM-Konzern die IT-Dienstleister des Global-Services-(GS-)Teams zum Dukatenesel der IBM entwickelt. Hier generiert der IT-Riese sowohl den größten Umsatz als auch den höchsten Profit. Die IT-Dienstleister erwirtschaften mittlerweile die Hälfte aller Einnahmen der IBM. Die Umsätze von Global Services betrugen im zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahres 11,3 Milliarden Dollar. Die Auftragsbücher sind mit Orders für 11,8 Milliarden Dollar dick gefüllt.

Nicht überraschend konnte sich die IT-Dienstleistungssparte der IBM als einziger international operierender Anbieter auch in Deutschland durchsetzen. Dieser Markt wird - völlig untypisch - von IT-Ausgründungen deutscher Konzerne wie T-Systems und SBS dominiert.

Wer die IBM, ihre Produktbandbreite und ihr Geschäftsmodell heute analysiert, wird nachvollziehen können, wieso der Big-Blue-Chef Palmisano vor wenigen Monaten konstatierte, er sei "enthusiastisch" über die Zukunftsaussichten seines Unternehmens. Es ist breit aufgestellt, global wie national stark präsent und damit ein echter Lösungsanbieter. Das Infrastrukturangebot (Datenbanken, Websphere, Tivoli) ist überzeugend, im Applikationsgeschäft arbeitet Big Blue nach dem Motto "Schuster, bleib bei deinem Leisten" mit kompetenteren Partnern zusammen. Hardware und insbesondere die IT-Dienstleister runden IBMs Portfolio zu einem fast unschlagbaren Angebot ab.

* Der Autor Jan-Bernd Meyer ist Redakteur bei der Computerwoche. [jbmeyer@computerwoche.de]