Neue Chancen im Software-defined Data Center

Mit SDDC automatisierte Cloud-Services anbieten

02.06.2014
Von Diethelm Siebuhr

Das SDDC - Virtualisierung weiterdenken

Software-defined Data Center (SDDC) greifen die Idee der Servervirtualisierung auf und denken konsequent weiter: War die Virtualisierung bisher auf die Servervirtualisierung beschränkt, werden nun alle Komponenten eines Rechenzentrums unter dieses Konzept gestellt. Es werden also auch Storage- und Netzwerksysteme virtualisiert und gemeinsam mit der Servervirtualisierung gesteuert. Um individuelle Cloud Services einheitlich definieren und betreiben zu können, bedarf es also der ganzheitlichen Betrachtung der dafür benötigten Compute/RAM-, Storage- und Network-Ressourcen.

Mit dem SDDC-Ansatz haben sich Service-Provider im Cloud Computing neue Geschäftsgebiete erschlossen. Anbieter wie Amazon, Google oder Microsoft haben vor einigen Jahren damit begonnen, ihre Ressourcen auf Basis von Virtualisierungstechnologien anderen Nutzern gegen Entgelt zur Verfügung zu stellen. Bei diesen Anbietern können Unternehmen heute schnell und ohne großen Aufwand Rechenkapazitäten oder benötigten Speicherplatz buchen.

Klassisches (Public) Cloud Computing war so im Grunde immer auch schon ein SDDC: Es können auf der jeweiligen Plattform virtuelle Maschinen mit unterschiedlicher Ausstattung oder mit einer definierten Softwarekonfiguration inklusive der Netzanbindung aufgesetzt werden. Anwender können das Ganze im Self-Service-Verfahren zu vergleichsweise geringen Kosten buchen, alles funktioniert schnell und automatisch.

Wenn dieses Konzept, trotz großen medialen Zuspruchs, von den Unternehmen bis heute dennoch nur zögerlich angenommen wird, so deshalb, weil es sich dabei um ein meist stark standardisiertes Angebot handelt. Flexibel ist das Konzept nur in einem engen Korridor. Im Übrigen ist die Konstellation vorwiegend statisch: Der Nutzer kann beispielsweise die Zahl der Server, den benötigen Speicherplatz und die Softwareumgebung wählen; eine an seine individuellen Anforderungen angepasste Dienstumgebung muss er sich selbst einrichten.

Wer innerhalb dieser Cloud-Services Zugriff auf die gespeicherten Daten erhält, ist in vielen Fällen für den Nutzer nicht transparent. Die Spionageaffäre des vergangenen Jahres hat die grundlegenden Grenzen dieses Ansatz noch einmal deutlich gemacht: Als Nutzer des Services kann man hier nicht festlegen, wo sich die Daten aufhalten dürfen oder welche Rechtsprechung den Zugriff Dritter auf die gespeicherten Daten regelt. Ein weiterer wichtiger Punkt sind die Service Level Agreements (SLA), die die Güte und Verfügbarkeit dieser Cloud-Services regeln. Manche SLAs erfordern es, dass Systeme und Daten geografisch getrennt, in sogenannten Verfügbarkeitszonen, redundant vorgehalten werden.

Die Anwender befinden sich also in einem Dilemma: Sie können schnell und einfach ein Angebot wählen, dessen Standards sie sich unterwerfen müssen, oder sie können die maßgeschneiderte Lösung eines Service-Providers wählen, die, wie jede Maßanfertigung, nicht nur ihren Preis hat, sondern auch nicht gleich fertig zum Mitnehmen bereitliegt - Kaufhaus versus Savile Row.